Ältestes Shopping Center nullt
Handel und Immobilien
Diskurs
Susanne Müller
Eine Sternstunde deutscher Retail-Geschichte stellte seinerzeit die Eröffnung des Main-Taunus-Zentrums (MTZ) in Sulzbach dar. In diesem Jahr feiert das Shopping Center 60-jähriges Bestehen – und ist nach wie vor ein Publikumsmagnet. Doch von nichts kommt nichts: Die Deutsche EuroShop als Eigentümerin sowie die fürs Management zuständige ECE haben das Konzept der Mall stetig an die jeweilige Zeit angepasst und sie gewissenhaft zukunftsfähig aufgestellt.
Der vom Publikum mit Spannung erwartete erste Verkaufstag des seinerzeit völlig neuen Formats war der 2. Mai 1964. „Im Jahr der Eröffnung war das Main-Taunus-Zentrum in seiner Art einmalig in Deutschland und ist bei den Besuchern aus dem Stand heraus sehr gut angekommen“, erzählt Center Manager Daniel Quaas. „Schon damals punktete es mit einer Automatenstraße, bei der man Waren des täglichen Bedarfs kaufen konnte – eine Aufsehen erregende Novität. In den folgenden Jahren ist das Center für die Besucher immer mehr zu ‚ihrem’ MTZ geworden. Häufig sagen die Menschen noch heute: Das MTZ kenne ich schon seit meiner Kindheit.“
Fortlaufende Investitionen
Während Shopping Center vielerorts mit ihrer lokalen Profilbildung kämpfen, ist die emotionale Bindung an die Kundschaft dem MTZ quasi in die Wiege gelegt und sicher einer der Erfolgsfaktoren des Objektes. Doch das allein hätte kaum genügt. Vielmehr stellt die Kombination von kontinuierlicher Weiterentwicklung über alle Dekaden und die damit verbundene Anpassung an die Kundenwünsche einen weiteren Schlüssel zum Gelingen des Mall-Konzeptes dar. Zudem liegt das MTZ in einer wirtschaftlich starken Region mit einem Einzugsgebiet von mehr als zwei Millionen Einwohnern. In den vergangenen Jahren haben die Betreiber fortlaufend investiert – erst 2022 wurde ein modernes Parkleitsystem installiert, der die freien Stellplätze gut sichtbar anzeigt.
Vorfreude auf den Food Garden
Hinzu kommt ein ansprechender Mieter- und Entertainment-Mix. Auf 91.000 Quadratmetern Verkaufsfläche sind 170 Shops angesiedelt, darunter Konzepte wie Apple, Anson’s, Breuninger, Hollister und Zara sowie ein Multiplex-Kino. Im nächsten Frühjahr kommt eine weitere Attraktion hinzu: Dann eröffnet auf einer Fläche von rund 9000 Quadratmetern mit rund 4000 Quadratmetern Mietareal der neue Food Garden. Dafür wurde das ehemalige Warenhaus im Herzen des Shopping Centers abgerissen. Auf der vakanten Fläche entstehen fünf freistehende Restaurantgebäude mit teils überdachten, teils offenen Terrassen, attraktiv begrünten Außenflächen und anspruchsvoller Architektur. Mit dem Food Garden sollen die bisherigen Alleinstellungsmerkmale des Main-Taunus-Zentrums die regionale Anziehungskraft des Centers maßgeblich stärken.
Ein Garten mitten im Zentrum
Beim Bau des Food Garden ist Holz das Hauptmaterial – derzeit eine der nachhaltigsten Lösungen in diesem Bereich. Die Firma Kai Laumann als General-Holzbauunternehmen gehört zu den erfahrensten Unternehmen in der Region, wenn es um ökologisches und nachhaltiges Bauen geht. Die Grundkonstruktionen der fünf Gebäude bestehen aus einem innovativen und massiven Holz-Modulbau-System, kurz CLT. Verbaut werden 1300 Quadratmeter Fichtenholz. Die Deutsche EuroShop und ein geschlossener Immobilienfonds investieren rund 28 Millionen Euro in das neue Projekt.
Kulinarisches Kaleidoskop
Einziehen werden dort acht Gastronomen. ALEX ist Café, Bistro, Restaurant und Bar in einem, ein innovatives Ganztageskonzept. L’Osteria steht für typisch italienische Küche, unter anderem mit Pizzen, die über den Tellerrand hinausragen. The ASH nimmt Gäste mit auf eine Reise in das Amerika der 20er/ 30er Jahre, die Zeit der Prohibition, als sich die Menschen heimlich in Hinterhofclubs zu gutem Essen und coolen Drinks trafen. EatDOORI versetzt Besucher kulinarisch ins Indien der heutigen Zeit. Momo ist ein Restaurantkonzept, das die besten asiatischen Köstlichkeiten in seinen Gerichten vereint, beispielsweise an der Sushi-Bar. Traumkuh ist spezialisiert auf hochwertige Burger-Kreationen mit Fleisch von Wagyu bis Angus sowie Buns aus eigener Bäckerei. Vorbild von MoschMosch ist der häufigste Restauranttyp Japans – die Nudelbar – mit Weizennudeln in verschiedenen Brühen und Einlagen, Nudel- und Reisgerichten. Last but Not least Vegabar, ein exklusives veganes und vegetarisches Restaurant.
Weitere Maßnahmen geplant
„Seit der Eröffnung vor 60 Jahren als erstes Shopping Center in Deutschland hat sich das Main-Taunus-Zentrum zu einem der größten, umsatzstärksten und erfolgreichsten Shopping Center des Landes entwickelt“, bilanziert Joanna Fisher, CEO des ECE Marketplaces. „Zu seinem Erfolgsrezept gehören die kontinuierliche Weiterentwicklung des vielfältigen Branchen- und Mietermixes im Sinne der sich ändernden Kundenbedürfnisse sowie die Ausrichtung auf ESG-Kriterien für einen nachhaltigen Werteerhalt. Der neue Food Garden ist ein perfektes Beispiel für die gelungene Umwandlung von größeren Flächen und damit für die Flexibilität und Wandlungsfähigkeit von Shopping Centern. Gleichzeitig tragen wir damit dem verstärkten Trend zu Casual-Dining-Konzepten in Einkaufszentren Rechnung und setzen auf ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept. Ausgehend von der umweltfreundlichen Bauweise und dem Design des neuen Food Gardens soll in einem nächsten Schritt auch das übrige Center in einzelnen Bereichen modernisiert und weiterentwickelt werden. Wir freuen uns, dass wir als Betreiber die Erfolgsgeschichte des MTZ mitschreiben dürfen.“ Geplant sind eine umfangreiche Sanierung der Mallbereiche sowie die Erneuerung der Sitzecken, um die Verweilqualität weiter zu erhöhen.
Susanne Müller