Innenstadtbelebung: Alle Akteure gefordert

Kölner Schildergasse
Kölner Schildergasse © hystreet.com

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Julian Aengenvoort und Nico Schröder

Der Abgesang auf die Innenstadt wird von vielen schon seit Langem gesungen – nicht erst seit der Corona-Krise mit Shutdowns und menschenleeren Straßen. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, Energiekrise und Inflation mit all ihren Folgen verstärken diese Chöre jetzt noch deutlich. Ja, unsere Innenstädte stehen vor großen Herausforderungen. Aber wir haben es selbst in der Hand, ihre Zukunft neu zu gestalten.

Die validen, digital erhobenen Passantenfrequenzen von hystreet.com sind dabei eine entscheidende Datengrundlage, um unsere Innenstädte fit für die Zukunft zu machen. Denn sie sind die entscheidende Messzahl für die Attraktivität und Vitalität einer City.

Lebendige und attraktive Innenstädte ziehen die Menschen in großem Maße an, und das schon seit Jahrhunderten. Auch die Zukunft unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens wird sich zu erheblichen Teilen dort abspielen, daran glauben wir – wenngleich Handlungsbedarf besteht. Die schon in der letzten Dekade vor allem angesichts des wachsenden Online-Handels zunehmende Sorge um die Vitalität unserer Innenstädte und der Zweifel an deren Zukunft war deshalb einer der Gründe, warum wir hystreet.com im Jahr 2018 gegründet haben. Eine Plattform, die Daten für alle Akteure der Innenstadt transparent zur Verfügung stellt, ermöglicht eine kontinuierliche Bestandsaufnahme anhand einer objektiven, datenbasierten Bewertung der Attraktivität der Innenstädte. Die entscheidenden Daten sind die Passantenfrequenzen. Mit unseren digital zur Verfügung stehenden Passantenfrequenzen schaffen wir seither Transparenz, setzen Fakten gegen Vermutungen, Messungen gegen Meinungen, Belastbares gegen Bauchgefühl. Nur basierend darauf können Strategien zur Gestaltung der Innenstadt der Zukunft entwickelt und dann auch evaluiert werden.

Fakten gegen Meinungen

Während manche Auguren mit der Corona-Krise bereits das Ende der Innenstadt heraufziehen sahen, weisen hystreet-Daten für das erste Halbjahr 2022 nach, dass sich viele Innenstädte bis Juni 2022 schon wieder dem Vorkrisenniveau angenähert hatten.

Für den weiteren Verlauf bis in den Herbst 2022 hinein zeigen die Daten, trotz Ukrainekrieg, Energiekrise und hoher Inflation, unter Berücksichtigung saisonaler Einflussfaktoren wie Wetter und Urlaubszeit eine durchaus stabile Entwicklung der Passantenfrequenzen. Dass parallel dazu der Konsumklimaindex (GfK) und auch die Einzelhandelsumsätze in Teilen gesunken sind, legt den Rückschluss, dass die Menschen nicht nur zum Shoppen ihre Cities aufsuchen, sondern ein großes Bedürfnis nach dem Erlebnis Innenstadt haben.

Stillstand ist Rückschritt

Ungeachtet dieser datenbasierten Einschätzungen besteht kein Zweifel daran, dass sich Innenstädte neu aufstellen müssen. Stillstand ist immer Rückschritt, vor allem in einer Welt der Krisen und des sehr dynamischen Wandels. Denn die starken Belastungen, denen die Innenstädte durch die Corona-Maßnahmen ausgesetzt waren und jetzt erneut durch die aktuellen Krisen sind, machen deutlich, dass die Entwicklung einer Innenstadt kein Selbstläufer ist.

Aktive Orte der Freizeitgestaltung

Die Zukunft der Innenstadt liegt nach unserer Überzeugung darin, diese aktiv als Ort der Freizeitgestaltung zu erkennen und dementsprechend ein attraktives Angebot für ganz unterschiedliche Zielgruppen zu entwickeln. Der stationäre Einzelhandel wird zwar auch weiterhin eine wichtige Funktion behalten, weil er auch in Zukunft für die meisten Menschen der Hauptgrund sein wird, eine Innenstadt aufzusuchen. Allein im Einkaufen darf sich das Angebot allerdings nicht erschöpfen. Zudem sind auch im Handel neue Ideen gefragt. Beispielsweise eine buntere Mischung profilierter, aber auch neuer, angesagter Konzepte, die die Basis des Einkaufens bieten, zugleich Pop-up-Flächen, auf denen es in schneller Folge ganz Unerwartetes und Neues zu entdecken gibt – um nur zwei Beispiele zu nennen. Schnellere Reaktionen auf Markttrends, neue Impulse in Ergänzung zu alten Bestsellern gehören also dazu.

Parallel dazu braucht es aber auch deutlich mehr kulturelle und sportliche Angebote, Dienstleistungen sowie vielfältige Angebote der Begegnung. Ein buntes Erlebnis Innenstadt ist einer der Kernpunkte für das Neudenken und Neugestalten unserer Innenstädte. Im Bereich der Shopping Center beobachten wir den gleichen Trend, den Menschen durch mehr Abwechslung längere und häufigere Besuchsgründe zu bieten.

Durchdachter und breiter Nutzungsmix

Eng verbunden mit diesem Erlebnischarakter ist ein innerstädtischer Nutzungsmix. Wohnen, Einkaufen, Arbeiten und Freizeit sollten räumlich direkt beieinander liegen. Im Sinne einer 15-Minuten-Stadt müssen ganz unterschiedliche Nutzungen schnell erreichbar sein. Am besten wäre es, wenn vor allem Freizeitangebote fast rund um die Uhr zugänglich wären. Wichtig sind zudem Orte zum Verweilen, Spielplätze und Grünflächen. Das macht eine Innenstadt lebendig und lebenswert. Gerade die Aufenthaltsqualität und das öffentliche Grün als Gestaltungsmerkmale einer attraktiven Innenstadt gewinnen immer mehr an Bedeutung, wie Studien immer wieder zeigen. Und nicht zu vergessen: Zur Qualität und Attraktivität einer City gehören auch Sicherheit, Sauberkeit und Erreichbarkeit. Auch hier gibt es in vielen Kommunen noch viel Luft nach oben. Vielfach sind es scheinbar einfach umzusetzende Dinge, die an Geld- und Personalmangel, fehlendem Mut oder Tatendrang scheitern.

Alle Innenstadtakteure sind gefordert

Viele Organisationen und Netzwerke in Bund, Land und Kommunen haben kluge Konzepte für die Zukunft unserer Innenstädte erstellt oder arbeiten noch daran. Jetzt gilt es, diese Konzepte konsequent und vor allem passgenau auf die individuellen Anforderungen der einzelnen Städte umzusetzen. Dabei müssen alle Akteure an einem Strang ziehen: Stadtverwaltungen und Stadtplaner, Einzelhändler, Anbieter von Freizeit- und Kulturangeboten, Stadtmarketingorganisationen und natürlich auch die Immobilieneigentümer. Dass auch die Shopping-Center-Betreiber sich seit Jahren vermehrt als wichtiges Puzzleteil der Innenstadt begreifen und nicht mehr allein auf sich schauen, war ein wichtiger Schritt. Innenstadt geht nur gemeinsam.

Für die Um- und Neugestaltung der Innenstädte ist dabei eine valide Datenbasis erforderlich. Sowohl für die Bestandsaufnahme und Planung als auch für die Evaluierung und Nachjustierung von Maßnahmen sind die digital gemessenen Passantenfrequenzdaten von hystreet.com als die entscheidende Messzahl für die Attraktivität einer City unverzichtbar – und sehr viele Innenstadtakteure nutzen sie auch intensiv.

Wenn der skizzierte gemeinschaftliche Kraftakt zur Neuausrichtung gelingt, dann werden unsere Innenstädte auch in Zukunft Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens bleiben – nachweislich ablesbar an den Passantenfrequenzdaten von hystreet.com.

Ein Gastbeitrag von
Julian Aengenvoort und Nico Schröder,
Geschäftsführer der hystreet.com GmbH