Angst vor Deepfakes

ChatGPT
ChatGPT ist angekommen – doch viel Misstrauen herrscht. © Supatman – stock.adobe.com

Aktuelles
Quintessenz

Susanne Müller

ChatGPT, Google Gemini, MidJourney oder Anthropic Claude: Anwendungen generativer Künstlicher Intelligenz (KI) prägen zunehmend den Alltag in Deutschland – auch in der Handels- und Immobilienbranche sind die Dienste längst angekommen. Gut jeder zweite Bundesbürger hat generative KI bereits genutzt.

Das hat eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands ergeben. Zum Vergleich: Im Oktober 2023 gaben bei einer Umfrage 37 Prozent der Deutschen an, KI bereits zu nutzen, und im April 2023, ein halbes Jahr nach Einführung von ChatGPT, waren es 23 Prozent. „KI-Dienste entwickeln sich zu unverzichtbaren digitalen Alltagshelfern, ähnlich wie Suchmaschinen, E-Mails oder Navigationsdienste, sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich“, so Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands.

Wer KI-Anwendungen nutzt

Demnach nutzen derzeit vor allem Jüngere KI-Anwendungen: 78 Prozent der 16- bis 35-Jährigen, 55 Prozent der 36- bis 55-Jährigen, aber nur 26 Prozent in der Altersgruppe von 56 bis 75 Jahren. Männer nutzen KI mit einem Anteil von 60 Prozent deutlich häufiger als Frauen mit 45 Prozent. Gut ein Viertel der KI-Nutzenden (26 Prozent) sind Heavy User, die entsprechende Anwendungen täglich oder mehrmals wöchentlich einsetzen. Eine deutliche Mehrheit stimmt der Aussage zu, dass die KI-Technologie das Potenzial hat, sie im privaten (61 Prozent) und beruflichen (59 Prozent) Leben zu unterstützen.

TÜV-Verband fordert Maßnahmen

Es gibt aber auch starke Vorbehalte und Sorgen. Eine deutliche Mehrheit sieht derzeit nicht abschätzbare Risiken der KI-Technologie (76 Prozent). Bühler: „Mit Blick auf die Bundestagswahl ist es wichtig, KI-Kompetenzen zu fördern und Maßnahmen für die Erkennung und Abwehr von Desinformation zu ergreifen. Die Parteien sollten sich im Wahlkampf auf Regeln für den Einsatz von KI verständigen und KI-generierte Wahlwerbung kennzeichnen.“ Der TÜV-Verband fordert daher Maßnahmen, um vertrauenswürdige KI-Systeme zu gewährleisten und die Demokratie zu schützen.

Angst vor Deepfakes

Die Auswirkungen von KI auf Demokratie und Mediensystem werden besonders kritisch gesehen. So befürchten 87 Prozent, dass mithilfe von KI gefälschte Bilder und Videos – so genannte Deepfakes – Wähler manipulieren können. 83 Prozent sind der Meinung, dass die KI-Technologie die Verbreitung von Fake News massiv beschleunigt. Und 79 Prozent glauben, dass KI-generierte Bilder und Videos von Parteien Wahlergebnisse beeinflussen können.

Klare Leitlinien gefragt

„Um die Risiken von Wahlmanipulation zu verringern, müssen sich die demokratischen Parteien sowie öffentliche Institutionen gegen Desinformation wappnen“, so Bühler. „Es braucht klare Leitlinien für den Einsatz von KI im Wahlkampf und freiwillige Selbstverpflichtungen der politischen Parteien zum verantwortungsvollen Umgang mit KI. Die Betreiber von Social-Media-Plattformen müssen konkrete Maßnahmen ergreifen, um demokratische Prozesse zu schützen.“ Darüber hinaus müsse der Referentenentwurf für die deutschen Umsetzungsbestimmungen des EU-AI-Acts trotz Regierungskrise zügig fertiggestellt werden. Dies schaffe nicht nur Planungs- und Rechtssicherheit für Unternehmen und Prüforganisationen, sondern auch ein höheres Schutzniveau für die Bürger.

Susanne Müller