Ausstellung um C&A-Häuser

C&A
Architekturmodell C&A Düsseldorf um 1989. © HGEsch

Handel und Immobilien
Courage

Susanne Müller

Architekturmodelle tragen dazu bei, Bauherren, Nutzer, Mieter und nicht zuletzt die Öffentlichkeit zu überzeugen. Sie werben für eine Entwurfsidee, schaffen Atmosphäre und können komplizierte Zusammenhänge anschaulich und anfassbar vermitteln. Eine Ausstellung in der Draiflessen Collection im westfälischen Mettingen zeigt ab dem 15. Mai 2024 zahlreiche Architekturmodelle von C&A-Kaufhäusern in Deutschland. Bis zum 20. Oktober 2024 können Interessierte einen Eindruck bekommen, wie sich deren Architektur im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.

In der Sammlung der Draiflessen Collection befinden sich rund einhundert Architekturmodelle. Die meisten von ihnen zeigen C&A-Kaufhäuser und stammen größtenteils vom Architekturbüro Nattler in Essen, ehemals E. A. Gärtner/R. Stiens. Im Laufe der jahrzehntelangen Zusammenarbeit zwischen C&A und dem Essener Büro sind seit den 1950er-Jahren über 170 Kaufhäuser entworfen und gebaut worden, die bis heute mehrfach umgebaut und teilweise bereits umgenutzt oder abgerissen worden sind.

Historie wird erlebbar

Die Ausstellung MAßSTÄBLICH zeigt rund 30 Architekturmodelle aus dem Bestand, von denen die Häuser in Berlin, Hamburg, Essen, Celle und Frankfurt am Main intensiver beleuchtet werden. Historische Fotografien der ersten Häuser, die vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind, führen in die Geschichte ein. Dem gegenübergestellt ist das jüngste, von Sauerbruch Hutton stammende Modell aus der Sammlung, der Alea-101-Komplex, der auf dem Gelände gebaut wurde, auf dem sich einst das so genannte C&A-Stammhaus in der Berliner Königstraße befand. Die weiteren vier Modelle stammen aus den 1970er- bis 90er-Jahren und wurden von Ric Stiens entworfen. Über eine Medienstation erzählt der Architekt die Geschichte der Häuser, die dadurch besonders erlebbar wird. Zahlreiche historische Motive aus dem Archiv der Draiflessen Collection ergänzen die Ausstellung. Eine Gruppenpräsentation weiterer interessanter Modelle ausgeführter C&A-Kaufhäuser wird begleitet von aktuellem Bildmaterial des Fotografen HG Esch.

Faszinierende Miniaturwelten

„Die Ausstellung erzählt viele Geschichten rund um die Gebäude, die seit Generationen die deutschen Innenstädte prägen“, erklärt die Kuratorin Dr. Julia Cwojdzinski. „Vor allem die Architekturmodelle faszinieren als Miniaturwelten mit ihrem einzigartigen Charakter. Waren sie ursprünglich ein Mittel zur Visualisierung einer möglichen, gebauten Zukunft, präsentieren wir sie jetzt als Stellvertreter und historische Zeugnisse für einen zum Teil so nicht mehr existierenden Bauzustand. Das Architekturmodell ist weit mehr ist als ein bloßes Arbeitsins­trument – es ist zugleich ein Zukunftsentwurf sowie Artefakt vergangener Zeiten.“

Kontinuität in der Zusammenarbeit

Die Brüder Clemens und August Brenninkmeijer legen am 1. Januar 1841 mit Gründung der Firma C&A Brenninkmeijer im niederländischen Sneek den Grundstein für den Konzern, der bis heute international tätig ist. Zum Ende des 19. Jahrhunderts hat das Unternehmen unter den Söhnen in die niederländischen Großstädte mit mehreren Filialen expandiert. Im Jahr 1911 schließlich eröffnet die erste Filiale in Deutschland auf der Königstraße in Berlin –  dem Zentrum der Herstellung von Konfektionswaren. Die Kontinuität der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen C&A Brenninkmeijer und dem heutigen Architekturbüro Nattler beginnt bereits im frühen 20. Jahrhundert mit dem Architekten Sepp Kaiser (1872–1936), der für die ersten rund 20 Kaufhäuser in Deutschland verantwortlich ist. In den 1930er-Jahren übergibt Kaiser die Leitung des Berliner Architekturbüros an seinen Schwiegersohn Karl Fezer (1900–1984), der später wiederum den Architekten Ernst August Gärtner (1905–1983) zum Bürochef erklärt. Ab 1948 nimmt Gärtner, nun ansässig in Essen (Ruhr), die Arbeit für C&A wieder auf. Zusammen mit Ric Stiens (*1930), besonders aber unter dessen späterer alleiniger Leitung, entstehen zahlreiche weitere Neu- und Umbauten, die ab 1994 unter dem Namen Nattler Architekten fortgeführt werden.

Diverse Veranstaltungen

Im Rahmen der Ausstellung MAßSTÄBLICH ist in Zusammenarbeit mit dem Verein für Baukultur Osnabrück eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung geplant. Am 4. Juli 2024, 19 Uhr, wird Thomas Höxtermann von Nattler Architekten in der Draiflessen Collection einen Werkvortrag zur Umnutzung und Revitalisierung von Handelsimmobilien halten. In einer anschließenden Diskussionsrunde mit weiteren Teilnehmern soll es um die Anforderungen an die Stadtplanung und die Architektur durch den Wandel im stationären Handel gehen.

Susanne Müller