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Redaktion

Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen möchte die regelmäßige Mitarbeiterpräsenz im Büro fördern und setzt dabei auf hybride Arbeitsformen. Inzwischen sind auch Expansionspläne wieder aktuell: Rund 40 Prozent der Unternehmen wollen ihre Büroflächen erweitern

Eine deutliche Mehrheit der Unternehmen (68 Prozent) in der EMEA-Region, dem Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika, strebt bis Mitte des Jahres eine regelmäßigere Mitarbeiterpräsenz im Büro an. Das ist das Ergebnis des jüngsten »EMEA Occupier Sentiment Surveys« des globalen Immobiliendienstleisters CBRE.

Fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent) gab an, dass dieser Prozess bereits im Gange sei, wobei 45 Prozent schon das verbliebene erste Halbjahr als Rückkehrzeitraum anstreben. Die Umfrage wies auch auf einige sektorale Unterschiede hin: Fast 80 Prozent der Finanzunternehmen streben die Rückkehr zu einem regelmäßigeren Büroaufenthalt bis Mitte des Jahres an. Im Gegensatz dazu definiert mehr als ein Drittel der Technologieunternehmen keinen Zeitrahmen für den Prozess und lässt ihn seinen eigenen Lauf nehmen.

Freiwilligkeit statt Zwang

Dabei setzen die Unternehmen aber trotz Zeitplänen auf Freiwilligkeit statt auf eine verpflichtende Büro-Rückkehr. Nur sechs Prozent der befragten Unternehmen verlangen, dass ihre Mitarbeiter auf Vollzeitbasis ins Büro zurückkehren. 70 Prozent streben entweder eine freiwillige Rückkehr ins Büro nach dem Ermessen der Mitarbeiter an oder sehen nur eine Rückkehr auf Teilzeitbasis vor.  

Entsprechend gab eine deutliche Mehrheit (72 Prozent) der Unternehmen an, dass sie ein hybrides Arbeitsplatzmodell anstreben, bei dem die Mitarbeiter im Rahmen der betrieblichen Vorgaben ein gewisses Maß an Entscheidungsfreiheit haben. Das sind deutlich mehr als noch im vergangenen Jahr (55 Prozent). Die meisten Unternehmen gaben zudem an, dass hybride Arbeitsformen nachdrücklich von der Unternehmensleitung unterstützt werden, und fast zwei Drittel der befragten Unternehmen (65 Prozent) sagten, dass sich diese Zustimmung während der Pandemie verstärkt hat. »Unternehmen müssen jetzt entscheiden, wie sie das Gleichgewicht zwischen Homeoffice- und Büroarbeitszeit gestalten wollen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen strebt eine ausgewogene Mischung in Form eines hybriden Modells an«, erklärt Nicole Weber, Head of Advisory & Transaction Services bei CBRE Schweiz.

Technologiesektor braucht deutlich mehr Büroflächen

Im vergangenen Jahr waren es dem »EMEA Occupier Sentiment Survey« zufolge hingegen nur 29 Prozent, die ein Gleichgewicht zwischen Homeoffice- und Büroarbeitszeit angestrebt hatten. 38 Prozent der Befragten gehen auch heute noch davon aus, dass sie ihre Angestellten an drei oder mehr Tagen pro Woche zur Büroarbeit bitten werden.

Unabhängig vom Standort erwartet eine wachsende Zahl von Unternehmen auch eine Erweiterung ihrer Büroflächen. Noch vor einem Jahr ging nur ein Drittel der befragten Unternehmen davon aus, dass sie in den nächsten drei Jahren räumlich expandieren würden. Dieser Anteil ist inzwischen auf mehr als 40 Prozent gestiegen. Im Technologiesektor gaben sogar 60 Prozent der Unternehmen an, eine Erweiterung ihrer Büroflächen zu planen.  

Auch die Lage der Büroflächen selbst rückt stärker in den Fokus der Unternehmen: Mehr als ein Viertel der Befragten erwägt, einige Unternehmensfunktionen in kostengünstigere Regionen oder Städte zu verlagern. Die Kosten sind jedoch nicht der einzige bestimmende Standortfaktor für Unternehmen, viele suchen nach qualitativ besseren Räumlichkeiten.

Diese Marktveränderungen haben auch dazu geführt, dass flexible Büroflächen (Coworking) immer beliebter werden. Die Zahl der Unternehmen, bei denen flexible Flächen weniger als 10 Prozent ihrer angemieteten Büroflächen ausmachen, wird sich in den kommenden zwei Jahren voraussichtlich von derzeit 86 Prozent auf 41 Prozent halbieren.  

Mehr Miteinander, mehr Freiraum

»Die weitere Zunahme der flexiblen Büroflächen in Nutzerportfolios ist auf das generell unsichere Marktumfeld, Anpassung an kurzfristigere Zyklen und flexible Arbeitsplatzkonzepte zurückzuführen«, so Weber.

Fast 90 Prozent der Befragten gaben an, dass sie als Folge der Pandemie Änderungen an ihrer Immobilienstrategie vornehmen würden. In diesem Zusammenhang zeigt die Umfrage auch die zunehmende Bedeutung der Arbeitsplatzstrategie im Vergleich zum gleichen Zeitraum vor einem Jahr. Die Unternehmen bemühen sich zunehmend um die Schaffung von mehr Bereichen für die Zusammenarbeit (Anstieg von 36 Prozent auf 63 Prozent) und überarbeiten die Designstandards (Anstieg von 22 Prozent auf 50 Prozent). Auch die Verbesserung oder Erweiterung der Ausstattung des Arbeitsplatzes (von 9 Prozent auf 36 Prozent) und die Änderung des Layouts, um mehr Freiraum zu schaffen, haben an Beliebtheit gewonnen. Aus der Umfrage geht auch hervor, dass der Wunsch nach einer stärkeren Betonung von Gesundheit und Wellness gestiegen ist: 41 Prozent der Unternehmen gaben an, dass dies wichtig sei.

Nicole Weber: »Die Nutzer von Büroflächen sehen sich mit einer zunehmend komplexeren Arbeitsrealität konfrontiert. Nach einer Zeit großer Unsicherheit gilt es, diese neue Realität zu akzeptieren und mitzugestalten. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass nun mehr Klarheit über die Richtung der künftigen Büronutzungsstrategien herrscht. Nur eine kleine Minderheit der Unternehmen gab an, ihre Immobilienstrategie nicht zu ändern. Die Akzeptanz oder Befürwortung der Realität hybrider Arbeitsformen hat sich durchgesetzt. Es besteht ein deutlicher Bedarf an eindeutigen Bekenntnissen der Führungsebene, den Veränderungsprozess anzustoßen und die Mitarbeiter durch den Transformationsprozess zu führen.«


Ein Beitrag der Redaktion