Bürger total kreativ

Darmstadt
In Darmstadt tut sich was! Bewohner und Stadtverantwortliche arbeiten gemeinsam © Pixabay

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Susanne Müller

Darmstadt macht sich auf zu neuen Ufern. Dabei steht das hessische Oberzentrum in Sachen Attraktivität im Vergleich zu anderen Städten im Rhein-Main-Gebiet ohnehin schon gut da. Doch damit sich die Beliebtheit der City noch steigert, kommt jetzt das komplette Innenstadtkonzept aufs Tapet. Und die Stadt legt großen Wert auf die Ideen der Bürger.

Warum sollten die Menschen morgen oder übermorgen die City besuchen wollen? Ausgehend von dieser Überlegung, holte Darmstadt das Büro für Stadtentwicklung und urbane Zukunftsstrategien urbanista ins Boot. Ergebnis dieser Kooperation ist das Konzept „DAmittendrin“. Zunächst einmal gab’s eine Onlinebefragung, bei der mehr als 900 Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen einreichten, und – darauf aufbauend – mehrere virtuelle Sessions mit rund 90 Stakeholdern aus Handel, Wirtschaft, Mobilität, Soziales, Kultur und Wissenschaft.

Viel Resonanz auf Zukunftswerkstatt

Unter großer Beteiligung der Bevölkerung ging schließlich im Herbst 2022 die Zukunftswerkstatt an den Start. „Wir wollten die Ideen der Bürger aufgreifen und genau hinhören, wo’s unter den Nägeln brennt“, erzählt Dr. Marina Hofmann, Leiterin des Amtes für Wirtschaft und Stadtentwicklung Darmstadt. „Mehr als 150 Personen haben sich eingebracht, und die Zukunftswerkstatt gestaltete sich äußerst rege. So gab’s zum Beispiel verschiedene Stationen zur kreativen Entfaltung sowie eine große Wand, an der die Teilnehmer ihre Prioritäten markieren konnten.“ Ein Think Tank mit Vertretern und Akteuren der Stadt aus verschiedenen Bereichen begleitet den ganzen Prozess und diksutiert intensiv die Ergebnisse– immer die Standortanalyse im Blick.

Entwicklung innerstädtischer Visionen

Denn mit einem solchen Pool an Input lässt sich durchaus etwas anfangen. Bei der Creators Night Anfang November entwickelten denn auch etwa 40 Akteure in Kleingruppen erste mögliche Projekte und Visionen. Was haben sich die Bürger gewünscht? Marina Hofmann: „Viel diskutiert war zum Beispiel der City-Ring, der um die Innenstadt herum verläuft: Für diesen Bereich kamen Verkehrsberuhigung oder sogar Rückbau zur Sprache. Auch das Luisencenter gehört in Darmstadt zum Pain-Point – die Menschen hätten dort gern eine Veränderung. Die kleinen Gässchen in der oberen Altstadt stärker in Szene zu setzen, war ebenfalls ein Wunsch. Patenschaften für bestimmte Plätze, ein Science-Center, die Steigerung der Kreislaufwirtschaft – die Vorschläge waren wirklich äußerst vielfältig.“

Mobile Bühnen und Hotspot Wochenmarkt

Nun ist die Phase der konkreten Auswertung angelaufen. Eine Roadmap soll erstellt werden. Doch bis dahin Däumchen zu drehen, gilt in Darmstadt nicht. Denn aus der Corona-Krise ist auch etwas Gutes erwachsen, das die City jetzt schon belebt. „Zum Beispiel unsere Kulturkisten“, berichtet Marina Hofmann. „Das sind mobile Bühnen – letztendlich Lastenfahrräder mit Anhängern – für Künstler, die überall in der Stadt für Unterhaltung sorgen. Auch unser Wochenmarkt hat sich toll entwickelt. Die Änderung der Marktordnung erlaubt zusätzliche Beschicker und ein geselliges Miteinander. Sanierter Boden und neue WCs tun ein Übriges. Samstagmorgens ist der Markt ein echter Hotspot.“

Nächster Baustein Ladenmanagement

Was ebenfalls ansteht, ist der Aufbau eines aktiven Ladenmanagements. „Die meisten Städte spüren wohl den Transformationsprozess – mit höheren Leerständen und Schwierigkeiten bei der Neuansiedlung. Dem möchte Darmstadt rechtzeitig entgegenwirken – der nächste große Baustein in der Stadtentwicklung.“ Das gelingt im engen Zusammenspiel des Vereins Darmstadt Citymarketing mit der Darmstadt Marketing GmbH, dem Stadtplanungsamt und dem Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung. Volle Rückendeckung gibt’s von Oberbürgermeister Jochen Partsch und Planungsdezernent Michael Kolmer. Und einmal mehr bewahrheitet sich die alte Weisheit: Wenn alle an einem Strang ziehen, lässt sich Großes bewirken.

Mit „Schlauem Wasser“ & Co. zur Smart City

Dieser Spirit ist in der Wissenschaftsstadt überall zu spüren. Bis 2035 will Darmstadt klimaneutral werden. „Dabei denken wir die Energie-, Verkehrs- und Konsumwende mit“, betont Marina Hofmann. Hitzeinseln zu entschärfen, Fassaden- und Dachbegrünung zu forcieren – all das gehört in der „Vitalstadt“ zum Smart-City-Projekt. Auch „Schlaues Wasser“ – der Weg zur wassersensiblen Stadt, um den Herausforderungen der Klima- und Umweltveränderungen zu trotzen. In vielen Maßnahmen und Aktionen wird Wasser sichtbar, fühlbar und erlebbar gemacht – eine Blaupause für andere deutsche Städte.

Susanne Müller