Der Arbeitsplatz im Wohnhaus ist beengt, … die Waschmaschine rumpelt, das WLAN ist notorisch überlastet

Stefan Bánk
Stefan Bánk © Zweithaus GmbH

Interview
Glokalisierung

Susanne Osadnik

Stefan Bánk, Tischlermeister und Inhaber der Zweithaus GmbH, bietet unter dem Namen »myOFFICE« einen komplett ausgestatteten Bürowürfel an, den Daheim-Arbeitende im Garten aufstellen können. In dem Holzhaus sind Schreibtisch, WLAN und Heizung inklusive. Der Clou für Selbstständige: Das Finanzamt stuft das Modell als »außerhäusiges Büro« ein und honoriert die Investition mit Steuervorteilen

Herr Bánk, sind die neuen Arbeitsbedingungen in der Corona-Zeit die Initialzündung für Ihre jüngste Idee gewesen?
Stefan Bánk: Das Pendeln aus den Metropolregionen in die großen Städte war ja schon immer zeitraubend, nervtötend und vor allem umweltschädigend, weil dabei jede Menge CO2 produziert wird. Corona hat jetzt gezeigt, dass das tägliche Hin und Her gar nicht unbedingt notwendig ist und Homeoffice durchaus eine Alternative sein kann. Haben sich früher auch viele Arbeitgeber dagegen gesträubt, sind sie nach ihren praktischen Erfahrungen während der Pandemie viel kompromissbereiter gestimmt. Selbst wenn viele Mitarbeiter wieder in die Büros zurückkehren, wollen sie das meist nicht mehr die ganze Woche über. Das war die Ausgangslage für meine Überlegungen: Von zu Hause aus zu arbeiten, ist zwar wünschenswert, aber im eigenen Heim prallen häufig berufliche Anforderungen und Umstände des privaten Lebens aufeinander. Der Arbeitsplatz im Wohnhaus ist beengt, die Kinder spielen lautstark nebenan, die Waschmaschine rumpelt, das WLAN ist notorisch überlastet. Da kann Homeoffice schnell frustrieren. Wer jedoch über eine Platzreserve im Garten, in einem Innenhof oder auf einem Vorplatz verfügt, kann sich neue Freiräume für die Konzentration im Job schaffen.

… und ein Gartenhäuschen anschaffen?
Es ist viel mehr als ein Gartenhäuschen. Ich wollte einen ganzjährig nutzbaren komfortablen Arbeitsplatz im Grünen schaffen, nicht nur ein Gartenhaus mit zusätzlicher Bürofunktion. Herausgekommen ist ein voll gedämmtes Holzhaus, das ab Werk zwei Infrarot-Heizplatten an der Decke vorsieht, die den gesamten Raum in kalten Jahreszeiten wärmen. Man betritt das Büro mit der Lärchenholz-Fassade und den isolierten Fenstern durch eine Doppeltür, blickt auf Innenwände aus Birke Natur und startet sein Tagwerk an einem ebenfalls bereits im Paket enthaltenen Schreibtisch. Das Haus benötigt kein Betonfundament, sondern wird fest auf einem patentierten Schraubfundament oder alternativ auf Stellfüßen verankert. Die Verbindung zur Arbeitswelt außerhalb des Gartens stellt der WLAN-Cube her, der 50 Megabit pro Sekunde leistet. Für die Stromzufuhr reicht ein Kabel vom Haupthaus oder eben das Rasenmäher-Kabel aus. Dank einer Kooperation mit Vodafone können wir für den ersten Monat einen Vertrag für 19 bis 29 Euro anbieten – je nach benötigter Kapazität. Danach kann jeder Kunde selbst den Vertrag verlängern oder erweitern.

Das alles gibt es zu einem Komplettpreis von 27.400 Euro, die man erst einmal haben muss. Für wen lohnt sich eine solche Investition?
Neben Selbstständigen sind unsere Zielgruppe Festangestellte, die eine Alternative suchen und über ein Eigenheim mit Grundstück verfügen. 2,4 mal 4 Meter an Grundfläche sollten Eigentümer allerdings übrighaben, die ihren Garten – ob am Reihenhaus oder neben der Villa – mit »myOFFICE« ausstatten wollen. Unser Gartenbüro ist von einem Designer so entworfen worden, dass es mit seinen acht Quadratmetern nicht größer als ein Geräteschuppen ist und längst positioniert werden kann, damit genügend Platz zu den Grundstücksgrenzen und den nächsten Nachbarn bleibt. Man will ja keinen Ärger heraufbeschwören. Und wenn etwas wie ein schicker Schuppen aussieht, den viele Leute im Garten stehen haben, gibt es auch keine Diskussionen.

Wer Platz für ein Homeoffice gewinnen will, könnte auch ganz klassisch in einen Anbau investieren …
Das könnte er. Doch dafür braucht man immer grünes Licht vom lokalen Bauamt – wo vielerorts Genehmigungsfristen von einem Jahr keine Seltenheit sind. Das Freiluftbüro, aus dem man heraus entspannt auf Blumen und Bäume schaut, ist dagegen genehmigungsfrei – so lange es unter einer bestimmten Höchstgröße bleibt, die etwa 15 Quadratmeter beträgt, sich aber von Bundesland zu Bundesland leicht unterscheidet. Nach einer Montagezeit von ein bis zwei Tagen kann die neue Ära der Garten-Arbeit beginnen. Zieht der Eigentümer um oder gestaltet den Garten neu, macht das Büro im Übrigen einen Standortwechsel problemlos mit.

Und das Finanzamt segnet das Ganze problemlos ab?
Das Arbeitszimmer im Garten gilt nicht mehr als häusliches Arbeitszimmer, sondern als aushäusiges. Dadurch stellen sich viele kritische Fragen des Finanzamts gar nicht mehr. Zum Beispiel nach dem Berufsmittelpunkt oder danach, ob der Arbeitnehmer in seiner Firma wirklich über keinen Schreibtisch verfügt. Da es sich bei der Blockhütte um ein bewegliches Wirtschaftsgut handelt, lässt sich der Kaufpreis 16 Jahre lang mit 6,25 Prozent pro Jahr abschreiben. Selbstständige können je nach Betriebsgröße zudem die 20-prozentige Sonderabschreibung nutzen. Zum Vergleich: Bei einem häuslichen Arbeitszimmer beträgt der Abschreibungssatz für den anteiligen Immobilienwert (ohne Grundstück) für Arbeitnehmer und Selbstständige 2,5 Prozent über 40 Jahre. Umsatzsteuerpflichtige Selbstständige erhalten zudem die im Kaufpreis enthaltenen 19 Prozent Mehrwertsteuer zurück. Ob sich das im Einzelfall lohnt, sollte man am besten von einem Steuerberater durchrechnen lassen.

Private Nutzung ist dabei generell nicht erlaubt?
Das Holzhaus muss zum Arbeiten eingerichtet sein und sollte keinerlei Gartengeräte enthalten. Eine Privatnutzung ist höchstens zu 10 Prozent erlaubt. Sicherer ist es, ganz darauf zu verzichten.

Da mein Büro im Garten ja keine Immobilie ist und damit auch nicht an Wert gewinnt, wird der Zahn der Zeit eher zum Wertverfall beitragen. Wie lange wird mein Gartenbüro nutzbar sein?
Bei guter Pflege sicher rund 50 Jahre. Wir reden beim Baumaterial ja von vorgewitterter Lärche, die dauerhaft schön bleibt. Nach fünf bis zehn Jahren sollte man das Haus noch einmal streichen.

Das Interview führte
Susanne Osadnik,
Chefredaktion Shopping Places*