Die Qualität der Gespräche wurde als höher denn je bewertet

Claudia Boymanns
Claudia Boymanns, Projektleiterin der Messe München © Messe München

Interview
Konsum

Susanne Osadnik

Claudia Boymanns, Projektleiterin der Messe München, über eine abgespeckte Expo Real in Noch-Corona-Zeiten und die Frage, ob künftig nicht grundsätzlich weniger mehr sein könnte


Sie gelten als erste Adresse für Lob und Kritik, wenn es um die Expo Real, die größte deutsche Immobilienmesse, geht. Was hat in diesem Jahr überwogen: Lob oder Kritik?
Vor der Messe konnten wir bei Ausstellern und Besuchern und auch bei uns selbst eine gemischte Gefühlslage feststellen: Einerseits hatten wir die Erfahrung der sehr kurzfristigen Absage 2020 im Gepäck. Andererseits hatte die Messe München im September mit der IAA Mobility die erste internationale Großveranstaltung seit Corona mit Bravour bewältigt und gezeigt: Erfolgreiche Messen sind auch in der Pandemie unter bestimmten Hygiene- und Schutzbestimmungen möglich. Das hat uns starken Rückenwind gegeben. Als sich dann die Messetore für die Expo Real wieder öffneten war allenthalben eine große Erleichterung und dann auch Begeisterung zu spüren. Ja, es waren weniger Teilnehmer vor Ort als in den Rekordjahren vor Corona. Aber: Die Qualität der Gespräche wurde als höher denn je bewertet. Es war ein sehr gelungener Auftakt, der uns eine starke Perspektive für 2022 schenkt.

Inwieweit wird die Corona-Krise auch nach ihrem hoffentlich baldigen Ende die künftige Gestaltung der Expo Real beeinflussen?Die Expo Real ist immer ein Spiegel des Marktes, die Folgen von Corona werden uns nachhaltig begleiten – sowohl in der Ausstellung als auch im Konferenzprogramm. Der stationäre Handel gehört zu den am stärksten betroffenen Assetklassen, das haben wir auf der Messe gesehen, eine Grand Plaza gab es dieses Jahr leider nicht. Gleichzeitig hat die Expo Real ihre Rolle als führender Branchentreff in Europa bestätigt. Daran werden wir wieder anknüpfen und unseren Kunden aus allen Segmenten Konzepte anbieten, um zu netzwerken, sich zu informieren und ihr Geschäft voranzutreiben.

Vor Ausbruch der Pandemie hat die Messe von Jahr zu Jahr immer mehr Teil-nehmer gezählt. Das war vielen Gästen schon zu viel und zu anstrengend. Im Gegensatz dazu empfanden zahlreiche Teilnehmer die abgespeckte Expo Real 2021 als angenehm. Können Sie künftig einen Weg zwischen Wirtschaftlichkeit und Aufenthaltsqualität finden oder ist das Ziel in Bezug auf die Anzahl der Teilnehmer »back to the past«?
Ja, das war eine interessante Erkenntnis in diesem Jahr. Interessant auch, weil in den Wochen vor der Messe die Sorge verbreitet war, dass zu wenig Teilnehmer kommen und sich die Anreise vielleicht gar nicht lohnen würde. Stattdessen haben am Ende viele Nicht-Teilnehmer diesen Entschluss bereut. In den Messehallen selbst war oft zu hören, dass »die richtigen Leute« da waren und die Effizienz der Gespräche deutlich höher war. Wir werden uns das genau anschauen und überlegen, wie wir mit dieser Erfahrung umgehen.  


Die Fragen stellte
Susanne Osadnik,
Chefredaktion Shopping Places*