Drei Formate in einem

huma Shoppingwelt
In die huma Shoppingwelt in Sankt Augustin soll ein Outlet integriert werden. © Chapman Taylor/Haslinger/huma

Handel und Immobilien
Optimismus

Susanne Müller

Shopping plus Freizeit, Shopping plus Wohnen, Shopping plus Gesund­heit, Shopping plus Wellness – im Retail-Kosmos scheint jegliche Kombination bereits vertreten. Das stimmt jedoch nicht ganz. In Sankt Augustin setzt die Jost Hurler Gruppe jetzt auf ein brandneues Format: Shopping plus Outlet. Das Projekt ist nicht nur in Deutschland, sondern wohl auch europaweit bislang einzigartig.

Der Plan ist so naheliegend wie brillant, denn die huma Shoppingwelt als etabliertes Center bringt sämtliche Parameter mit, um das Konzept erfolgreich umzusetzen. Dr. Maximilian Gutsche, Geschäftsführer der Jost Hurler Gruppe, zählt auf: zen­trale Lage, gewachsener Standort, Top-Einzugsgebiet, hohe Kaufkraft, hervorragende Verkehrsanbindung inklusive Autobahnanschluss, die Konkurrenz weit weg – und vor allem sind die baulichen Voraussetzungen direkt im Center bereits vorhanden. Die Idee nahm richtig Fahrt auf, als die Jost Hurler Gruppe mit Michael Haslinger, Gründer und Inhaber des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens HASLINGER Retail Real Estate Consulting und einer der führenden Outlet-Experten, für das Projekt gewinnen konnte.

Hohe Anziehungskraft

Der Bedarf ist jedenfalls da: Deutschland verfügt über lediglich 19 Outlet-Center, obwohl diese Assetklasse europaweit nachgefragt ist. Und die Anziehungskraft ist hoch. Vor allem Fashion-People können der Verheißung, Markenware von 30 bis zu 70 Prozent günstiger zu ergattern, selten widerstehen. „Pro Jahr besuchen Kunden im Schnitt vier- bis fünfmal ein Outlet. Hochwertige Labels preiswert zu shoppen, ist für sie ein Erlebnis“, so Michael Haslinger. „Durch die Strahlkraft der Marken erfreuen sich Outlets einer großen Affinität und Bekanntheit weit über die Region hinaus.“ Auf einen Schlag will die Jost Hurler Gruppe den Markt nun mit rund 10.000 Quadratmetern nagelneuer Outlet-Fläche bereichern.

Taschen voller Geld

Mit 55.000 Einwohnern ist Sankt Augustin in der Nähe von Bonn die zweitgrößte Stadt im Rhein-Sieg-Kreis. Das Einzugsgebiet ist groß: In einem Radius von 30 bis 90 Fahrminuten lebt im bevölkerungsreichsten Bundesland mit rund 22,7 Millionen Einwohnern eine ungeheure Anzahl von Menschen. So erhoffen sich die Planer nach Fertigstellung eine ganz neue Klientel beispielsweise aus dem Kölner und Siegburger Raum, aber auch darüber hinaus. „Für den Besuch eines Outlets nehmen Kunden gern weitere Wege auf sich“, weiß Dr. Maximilian Gutsche. „Und sie haben die Taschen voller Geld, das sie auch ausgeben möchten.“ 5,6 Millionen Besucher kommen jetzt schon pro Jahr in die huma Shoppingwelt, und die Kaufkraft ist mit einem Wert von 108 für Nordrhein-Westfalen spitze.

Erhöhung der Frequenzen

Das Projekt ist zum Teil natürlich dem Zeitgeist geschuldet. „Als das Center in den Siebzigern geplant wurde, gab es noch keinen Onlinehandel, derartige Konkurrenz hätte sich damals niemand träumen lassen“, sagt Dr. Gutsche. „Selbst bei der Neuausrichtung in den 2010-er Jahren war eine solche Krise in ihrem vollen Ausmaß nicht absehbar. Mittlerweile sind durch den Druck des Online-Geschäfts die Händler in den Innenstädten weniger geworden, die Anzahl an Shops hat sich drastisch verringert. Hohe Leerstände machen den Cities zu schaffen. Im huma haben wir Glück: Die Gesamtfläche ist insgesamt gut vermietet. Doch wir wollten einen neuen Anker, um die Attraktivität zu steigern und die Frequenzen nochmals zu erhöhen.“

Sortiment nach Pyramiden-Prinzip

Die huma Shoppingwelt sei geradezu prädestiniert für ein solches Vorhaben, meint auch Michael Haslinger, da im Obergeschoss die idealen Räumlichkeiten bereits angelegt seien. Das Konzept stieß denn auch von Anfang an auf gute Resonanz bei der Stadt, bei Mietern und anderen Akteuren. Geplant sind rund 40 Stores aus den Bereichen Fashion, Lifestyle, Outdoor und Sport. Das Sortiment soll nach dem Prinzip einer Pyramide gestaltet werden: „Die breite Basis stellt der Mainstream, also Labels mit hohem Bekanntheitsgrad. Der mittlere Bereich ist für Premium-Marken vorgesehen, und die kleine Spitze dominiert das Luxussegment.“ Bei potenziellen Partnern stößt das Projekt auf geballtes Interesse: 50 Prozent der Mietverträge sind in finaler Verhandlung beziehungsweise bereits unterzeichnet, der Rest soll bis zur geplanten Eröffnung im Herbst 2024 zügig folgen.

Erlebnis für die ganze Familie

Synergieeffekte mit dem bereits vorhandenen Bestand sind beabsichtigt. „Im huma können die Kunden Gastronomie genießen oder beispielsweise in unserem großen Frischebereich Leckereien für zuhause mitnehmen“, so Dr. Gutsche. Erst in diesem Frühjahr hat zum Beispiel ein großer ALDI SÜD mit vielen regionalen Produkten eröffnet. Auch EDEKA ist neu eingezogen und präsentiert sich auf 6000 Quadratmetern im Bereich der früheren Real-Fläche mit der größten Filiale im Rhein-Sieg-Kreis. Hinzu kommen die Drogerie Müller, der einzige Saturn weit und breit, Bekleidungs-, Beauty- und Accessoire-Shops sowie Dienstleister, zurzeit insgesamt 90 Stores. „Auch die Gastronomie ist am Standort sehr attraktiv“, sagt Dr. Gutsche. Der ganzen Familie einen schönen Tag zu ermöglichen, ist erklärtes Ziel der Betreiber. Immer wieder gibt’s zum Beispiel besondere Aktionen für die Kids.

Flexibles Konzept

Und wie geht’s voran? „Wir stecken intensiv in der Planung, sind quasi mitten im Doing“, so Michael Haslinger. „Wichtig ist uns ein wertiges Ambiente, um die Verweilzeit zu steigern. Dank des Vorteils, dass die Shopflächen bereits existieren, sind wir in der Lage, drei Konzepte über zwei Stockwerke zu realisieren. Die huma Shoppingwelt ist so gestaltet, dass Bestandsmieter innerhalb des Hauses problemlos umziehen können. Dieses Konzept erlaubt eine gewisse Flexibilität.“ Und da nicht auf der grünen Wiese neu gebaut wird, kann das Budget in die Qualität des Outlet-Bereichs fließen. Mehrere Millionen Euro investiert die Jost Hurler Gruppe. Die Umbauten erfolgen bei laufendem Betrieb.

Gediegenes Ambiente

Michael Haslinger gibt schon einmal einen Vorgeschmack. Für die Shop-Fassaden des Outlets  gibt’s ein eigenes Konzept, das sich visuell und konzeptionell vom Center- und Nahversorgungsbereich unterscheiden soll. Gelingen soll dies durch angesagten Industrial-Look mit viel Backstein, Holz und dunklem Metall. Edel und funktionell. Auffällige Lichtinstallationen und Pflanzenarrangements werden das Gesamtbild ebenso abrunden wie eine integrierter Food-Area, Verweilzonen, Insta-Points und Flächen für Pop-up-Stores.

Außergewöhnliches Hybridcenter

Dr. Maximilian Gutsche und Michael Haslinger sind überzeugt, dass das neue Konzept Furore machen wird und das Objekt deutlich aufwertet. „Eine Melange aus regulärem Shopping, Gastronomie, Nahversorgung und Outlet gibt’s nirgendwo sonst“, sind sie sicher. „Die huma World ist autark, doch wir legen auch Wert darauf, die Spielregeln der Innenstadt einzuhalten. Besucher sollen durchaus die City kennenlernen.“ Die huma Shoppingwelt wird zur Huma World, und zwar dann in Großschreibung – ein außergewöhnliches Hybridcenter, das mit den fünf Bereichen Huma Outlet, Huma Shopping, Huma Frische, Huma Gastronomie und Huma Erlebnis ein neues Revier aufschließen und die Besucherströme erheblich steigern soll.

Susanne Müller