Ein Schatz im Keller

Kältetechnik
Kältetechnik im Keller einer Shopping Mall. © DAIKIN Europe

Handel und Immobilien
Passion

Alexander Möller

Große, wirklich große Einsparungspotenziale schlummern in den Kellern und auf den Dächern von Einkaufszentren und finden viel zu wenig Beachtung, findet Alexander Möller von DAIKIN Applied Germany, der sich seit vielen Jahren mit Großkältetechnik befasst. Mit DAIKIN Applied Germany, einem Tochterunternehmen des weltweit agierenden DAIKIN Konzerns, arbeitet er mit vielen Kältespezialisten an seiner Vision, wie Einkaufszentren in einem energieintensiven Punkt – der Kältetechnik – zukunftssicher, nachhaltiger und signifikant energie­effizienter gemacht werden können. Ein Gastbeitrag.

Beginnen möchte ich diesen Beitrag mit einer provokanten Frage: Warum sollte man sich als Betreiber (oder Mieter) eines Shopping Centers mit Energieeinsparungen von zwei bis drei Prozent zufriedengeben – beispielsweise durch den Tausch von Leuchtmitteln – wenn es gleichzeitig möglich ist, an anderer Stelle signifikante Einsparungspotenziale von 40 Prozent und mehr zu erreichen?

Nicht, dass wir uns falsch verstehen. In Zeiten von Energieknappheit und steigenden Preisen macht jede auch noch so geringe Einsparung Sinn. Aber es macht eben auch Sinn, an einer ganz bestimmten Stelle zu suchen, die besonders hohes Einsparungspotenzial bietet: In den Kellern und auf den Dächern der Einkaufszentren. Dort, vor allen Blicken verborgen, da liegt ein wirklicher Schatz: das Kälte- und Klimasystem.

Damit Kunde und Mitarbeiter in Shopping Centern sich sommers wie winters wohlfühlen, arbeiten im Hintergrund leistungsstarke Kälte- und Klimasysteme rund um die Uhr daran, die Temperaturen in den Einkaufszentren optimal anzupassen. Den wenigsten Betreibern ist wirklich bewusst, dass sie an dieser Stelle – energetisch betrachtet – den größten Schatz stehen haben, den sie sehr einfach heben können.

Lange Lebensdauer

Eine Kältemaschine verfügt in der Regel über eine lange Lebensdauer von oft mehr als 15 Jahren, sie läuft jahrelang reibungslos und tut schlicht und einfach ihren Job. Über die tatsächlichen Energieverbräuche und ob diese Maschinen den aktuellen Gegebenheiten angepasst sind oder wie man diese optimieren könnte, darüber weiß der Betreiber oft wenig. Viele Kältemaschinen laufen ohne dauerhafte Überwachung, man kann sie sich wie eine Blackbox vorstellen. Fragen wie ‚Wann läuft die Maschine mit welcher Last? Läuft Sie effizient? Wie läuft sie im Sommer und wie im Winter?‘, rufen dann nur ein Schulterzucken hervor. Die Datenlage basiert meist auf punktuell gemessenen Werten, ohne Aussagekraft über den Zeit- und Lastverlauf. Dabei sind hier meist sehr große Maschinen im Megawatt-Bereich im Einsatz. Eine hohe Einsparung hätte einen besonders großen Effekt.

Was wäre also, wenn man diese Maschinen durchleuchtete, wenn man genaue Daten hätte und wüsste, wie sie läuft? Dann könnte man den Schatz heben. Und jedes Outlet Center oder Einkaufszentrum hat solche ‚Schätze‘ im Keller oder auf dem Dach stehen. Mit beachtlichen Einsparungspotenzialen!

Energiekosten genau ansehen

Ein Beispiel verdeutlicht, an welcher Stelle besonders gespart werden kann: Die Energiekosten einer Kältemaschine machen in der Regel über die gesamte Lebenszeit betrachtet mit ca. 75 Prozent den größten Anteil aus. Zehn Prozent entfallen auf Instandhaltung und Wartung, 15 Prozent auf die Anschaffungskosten. Es lohnt sich also, sich den größten Anteil genauer anzusehen: Die Energiekosten.

Noch eines sei gesagt: Es muss auch nicht immer eine Neuanschaffung sein. Bestehende Maschinen sind meist äußerst robust, haben einen langen Lebenszyklus und können bei guter Substanz über viele Jahre störungsfrei betrieben werden. Schon deshalb kann es nachhaltiger sein, ein bestehendes System zu modernisieren, statt einen Neubau zu planen. Die Vorteile einer Modernisierung sind zudem das geringere Ausfallrisiko und die bedeutend geringeren Anschaffungskosten. Betreiber und Mieter werden sehr kurzfristig entlastet, denn signifikant reduzierte Energiekosten wirken sich in der Stromkostenabrechnung sofort positiv aus.

Öl und Gas zukünftig teurer

Ein weiterer Aspekt spielt außerdem eine Rolle: Die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Oft werden die Heizungssysteme als Öl- oder Gasfeuerungen betrieben, parallel neben den Kälte- und Klimamaschinen. Es ist absehbar, dass die Preise für fossile Brennstoffe in Zukunft nur eine Richtung kennen: Nach oben. Das bedeutet, Heizen mit Öl oder Gas wird zukünftig immer teuer.

Dabei gibt es in der Branche Beispiele, die zeigen, dass man sich unabhängig(er) von fossilen Brennstoffen machen kann und gleichzeitig eine zweite, parallele Klimatisierung und Heizung in Einem schaffen kann. Beispielsweise durch Groß-Wärmepumpen. Das Beispiel der Outlet City Metzingen, die sich in Rekordzeit von fossilen Brennstoffen unabhängig gemacht hat, zeigt das in einem von uns realisierten Teilprojekt sehr eindrucksvoll.

Zusätzliche Wärmepumpen

Dabei hat das Outlet Center Metzingen aber nicht das bestehende Gasfeuerungssystem abgebaut, sondern – um zukünftig flexibel auf Preisänderungen reagieren zu können – die Wärmepumpen, die im Winter heizen und im Sommer kühlen, zusätzlich eingebaut und an das bestehende System angeschlossen. So erreicht der Betreiber maximale Flexibilität und kann bei Bedarf mit Wärmepumpe oder Gas heizen.

Doch zurück zu unserem „Schatz“ im Keller: Welche Schritte sind nötig, um diesen bald zu heben? Der erste Schritt ist eine Bestandsaufnahme mittels einer Effizienzanalyse. Dabei wird ein bestehendes Kältesystem genauestens durchleuchtet. Es wird analysiert und bewertet. Maßnahmen zur Effizienzsteigerung werden abgeleitet und beziffert. In der überwiegenden Zahl der Fälle sind Energieeinsparungen zwischen 20 bis teilweise über 40 Prozent realisierbar. All das bei einer überschaubaren Investition, die sich meist bereits nach weniger als einem Jahr komplett amortisiert!

Und zu guter Letzt: Die im Zuge der Modernisierung empfohlene Fernüberwachung erlaubt für den weiteren Betrieb der modernisierten Maschine eine dauerhafte, zusätzliche Optimierung auf Basis der zusammenhängend gesammelten Daten.

Und hier dürfen wir uns dann gerne mit zwei bis drei Prozent zusätzlichen Einsparungen der modernisierten Kältemaschine über die restlichen Jahre ihrer Laufzeit zufriedengeben.


Alexander Möller
Großkältetechnik-Spezialist
bei DAIKIN Applied Germany