Einrichtungshaus mit Strahlkraft

LIVING BERLIN
LIVING BERLIN. © LIVING BERLIN

Interview
Substanz

Susanne Müller

Wenige Häuser in Deutschland haben eine solche Strahlkraft wie die Immobilie an der Kantstraße 17, mit ihrer geschwungenen Glasfassade über fünf Stockwerke – denn seit knapp 25 Jahren sind Haus und Adresse Synonym für höchste Einrichtungsqualität. Mit rund 40 Stores und Showrooms, einer Dachterrasse, die das Center zu einer Eventlocation im Herzen der Hauptstadt macht, und seit Neuestem einer Büro­etage setzt das LIVING BERLIN Maßstäbe. Wir haben mit Center Manager Eric Klucke über Haus, Macher und die Zukunft des stationären Handels gesprochen.

Herr Klucke, seit rund einem Jahr laufen umfangreiche Modernisierungsarbeiten am LIVING BERLIN – unter anderem wird der gesamte Haupteingang komplett neu gestaltet. Hand aufs Herz: Wie ist das Befinden zwischen Behelfseingang, Gerüsten und Bau­staub?

Erik Klucke: Das Befinden ist aktuell super, denn die Bauarbeiten gehen in die entscheidende Phase, das heißt: Das schwere Gerät ist abgezogen, die Fertigstellung unseres neuen Haupteingangs und aller weiteren Modernisierungen, die wir in einem großen Aufschlag angepackt haben, rücken näher. Das schürt die Vorfreude, nicht nur mir, sondern vor allem auch unseren Mietern und Kunden, die sehen und schätzen, was hier entsteht,

Die CBRE GmbH betreibt das LIVING BERLIN seit Mai 2021 ja als Eigentümervertreterin, und es wird insgesamt ein zweistelliger Millionenbetrag investiert. Ist denn der stationäre Handel dieses große Investment in Zeiten von E-Commerce-Boom wert?

Erik Klucke: Mehr als das, man muss beim stationären Handel natürlich unterscheiden zwischen schnellen Mitnahme-Produkten und Anlaufstellen für Kunden, die individuelle und erfahrene Beratung suchen. Ein Mitnahme-Produkt kann ich einfach online mit einem Klick bestellen und mir liefern lassen. Aber die Einrichtung für ein Zuhause? Die Leuchte mit dem genau richtigen Lichtkegel für meinen Bedarf? Die Lautsprecher, die meine Plattensammlung mit der notwendigen Tiefe wiedergibt? Oder gar die Komplettplanung von Tapete über Möbel bis hin zu Teppich und Pflanzen... da komme nicht nur ich persönlich sehr schnell an meine Grenzen. Genau hier ist der stationäre Einzelhandel unschlagbar – denn Experten sind direkte Ansprechpartner, nehmen sich Zeit, finden mit mir gemeinsam heraus, was ich wirklich möchte oder auch, was am meisten Sinn macht. Das wird E-Commerce perspektivisch nicht in dieser Tiefe ersetzen können, nicht mal mit Video-Beratung.

Jetzt sagen Sie Einzelhandel, aber stehen ja als Center Manager einem Haus mit rund 40 Stores vor. Wie passt das denn zusammen?

Erik Klucke: Ich spreche vom Einzelhandel, da bei uns rund 40 Einzelhändler unter einem Dach sind. Man könnte sagen, dass das LIVING BERLIN eine ganz besondere Gemeinschaft ist... bei uns haben sich Mietpartner angesiedelt, die genau das finden, was sie möchten: Perfekte Einzelhandelsflächen, umfassenden Service von Seiten des Betreibers, eine Infrastruktur, von der alle Kunden profitieren und das man sich als Solo-Einzelhändler nicht so einfach leisten oder realisieren kann... und noch vieles mehr. Als ich vor rund zwei Jahren erstmals ins LIVING BERLIN kam, noch bevor ich dieses Haus leiten durfte, war ich direkt von diesem Konzept beeindruckt. Denn das gibt es einfach nur hier: 16.000 Quadratmeter auf mehreren Etagen mit einer Vielzahl an Fachgeschäften, die alle ihre ganz eigene Stärke haben.

Was macht diese Stärke aus für die Mieter des LIVING BERLIN?

Erik Klucke: Ganz einfach, unser Haus ist der One-Stop-Shop für alle in Berlin, aber auch darüber hinaus, die bei allen Bereichen der Einrichtung höchste Ansprüche haben. In unser Haus kommen Sie und können von den Fliesen für ihr Home-Spa bis zur Begrünung der Dachterrasse alles planen lassen und bekommen. Es gibt wirklich nur wenige Dinge, die es bei uns fürs Zuhause nicht gibt, zum Beispiel Heizkessel oder Wärmepumpen.

Aber könnte ja noch sein, das LIVING BERLIN bekommt ja immer wieder auch neue Mieter...

Erik Klucke: Wobei ich einen Gas-Wasser-Heizungs-Installateur bislang noch nicht auf der Anfragenliste hatte, da bin ich ganz ehrlich. Aber Sie haben recht, wir sind sehr glücklich, dass wir von attraktiven Marken und Machern immer wieder nach Mietflächen angesprochen werden. Und ab und zu auch eine vergeben können.

Ab und zu? Selektieren sie so sehr, dass es neue Mieter gar nicht einfach haben?

Erik Klucke: Wir suchen in der Tat sehr gezielt aus, welche Mieter zu uns passen. Im LIVING BERLIN ist jeder Store für sich ein Garant für absolute Spitzenqualität bei Produkt und Beratung. Wenn auch die Stilistik oder die Produktpaletten unterschiedlich sind, so ist das doch ein absolut verbindendes Element. Da passt keine beliebige, austauschbare Marke hinein oder eine, die nichts mit Wohnen zu tun hat. Und dann kommt noch ein Faktor hinzu, der mich besonders freut: Unsere Mieter ziehen ein, um zu bleiben. Wir haben Partner, die mit uns 2024 das 25-jährige Bestehen des Hauses feiern, ein Großteil ist mehr als zehn Jahre bei uns, allein in diesem Jahr haben wir bislang sieben Verträge, die zur Neuunterzeichnung anstanden, langfristig verlängert. Das macht schon Freude, wenn man sieht, dass das Konzept wertgeschätzt wird und für die Mietpartner aufgeht.

Aber gibt es dann überhaupt neue Namen, die zu Ihnen kamen in den vergangenen Monaten?

Erik Klucke: Oh ja, zum einen zum Beispiel POET Audio aus Österreich, die ihren Flagship Store in Berlin bei uns eröffnet haben. Diese Marke passt aber auch zu gut zu uns, denn sie verbindet einzigartiges Design mit höchster Audio-Qualität. Und dann haben wir ja noch einen ganz neuen Mieter, in der komplett zu einer Office Zone umgestalteten vierten Etage: Riverty, die Bertelsmann-Tochter, hat 3000 Quadratmeter angemietet und zieht dieser Tage komplett ein. Diese Umgestaltung war einer der großen Meilensteine im Modernisierungsprozess des Hauses, immerhin wieder eine ganze Etage komplett neu gestaltet, um Einzelhandel und Office Spaces zu vereinen – ganz im Sinne moderner Stadtentwicklung in Stadtzentren.

Zum Ende der Blick in die Glaskugel.. wie geht es mit großen Centern in den kommenden zehn Jahren weiter?

Erik Klucke: Diese Glaskugel muss ich in viele kleine Glaskugeln aufteilen. Ich denke, dass es Shopping Center mit beliebigem Mix an Shops nicht immer einfach haben werden. Der Trend zum E-Commerce und zum Lieferdienst wird ungebrochen weitergehen. Aber Center, die Hubs für Expertise sind wie das LIVING BERLIN, die werden prosperieren, da bin ich mir ganz sicher. Denn das persönliche Gespräch, die individuelle Beratung, das gemeinsame Lachen zwischen Beratenden und Kunden, das können kein Onlineshop und keine KI ersetzen.

Susanne Müller