Erste GCSP-Kommunal-Konferenz: Jede Menge Input in Hanau

Außergewöhnlicher Auftakt der Kommunal Konferenz Hanau im Kinopolis. © GCSP

German Council

Großes Kino in Hessens kleinster Großstadt: Mal so ganz anders als die üblichen Formate verlief die allererste Kommunal Konferenz des German Council of Shopping Places (GCSP) zusammen mit Stadtlabore und HanauAUFLADEN in Hanau. Zu duftendem Popcorn und Snacks präsentierte sich die Modellstadt als Auftakt zum zweitägigen Event im örtlichen Filmpalast Kinopolis auf der Leinwand.

Krass war der Unterschied aus den 2007-er Jahren bis heute, erlebbar in zwei Filmen zum Stadtumbau: Tristesse vs. pulsierende City. Vor allem der Neubau des offenen Forums Hanau seitens der HBB hat der Stadt Schwung verliehen. Aber auch das Programm HanauAUFLADEN pustet frischen Wind durch die Einkaufsstraßen. Leerstände? No Way! In Hanau werden sie flugs mit innovativen – und am liebsten ein bisschen crazy – Formaten gefüllt. So wie Second Vintage, einem finnischen Café, dem Unverpackt-Laden oder auch einer Bilder-Galerie zum tatkräftigen Mitmachen. „Komplizen“ nennt Hanau die Betreiber von Pop-Ups und Neuformaten, die sich auf der Fläche ausprobieren möchten, und unterstützt sie nach allen Regeln der Kunst – auch finanziell bei den Mieten. Hautnah erlebten die Teilnehmenden Hanaus Errungenschaften bei einem Stadtrundgang mit Martin Bieberle, Magistrat der Stadt Hanau. Diesen Weg sind schon viele Stadtakteure aus ganz Deutschland gegangen und haben aus Hanau gute Ideen exportiert.

Transformationen sind großes Thema

Roland Wölfel, Geschäftsführer der CIMA Beratung + Management GmbH, präsentierte die Deutschlandstudie Innenstadt und gab Impulse zum Thema Transformation. Das Centerlabor als Versuchsplattform stellte HBB-Geschäftsführer Harald Ortner vor, unterstützt von Dr. Kirstin Pukall, Referatsleiterin im Wirtschaftsministerium. Auch im Think-Tank am zweiten Tag sprudelten die Ideen. „Das Thema Transformationsimmobilien wird uns die nächsten Jahre begleiten“, so Felix Embacher, Generalbevollmächtigter bulwiengesa. „Der Hauptteil davon ist kleinteilig – große Immobilien gibt es fast nur noch in A-Städten.“ Am Beispiel des Ringcenters 1 in Berlin, der Urban Bank, ebenfalls in der Hauptstadt, und Mediaworks München erläuterte er die Faktoren für gelungene Umnutzung. Alle drei Projekte weisen nach der Umgestaltung einen Mixed-Use-Charakter auf.

Hoffnung für den stationären Handel

Olaf Petersen von CIMA Beratung + Management verschaffte den rund 75 Teilnehmenden einen Überblick über Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel. Die Umsätze schauten vordergründig gut aus, lägen real jedoch im Minusbereich und seit 2020 sogar auf einem historischen Low. Immerhin: 87 Prozent aller Umsätze erfolgen stationär, der Onlinehandel erlebt einen signifikanten Rückgang. Sorgenkinder sind die Warenhäuser: 1995 lag ihre Anzahl bei 379 – heute gibt’s noch 129, von denen 47 weitere voraussichtlich geschlossen werden. Petersen prophezeite in dieser Assetklasse eine weitere Welle an Schließungen. Der Marktanteil liegt aktuell nur bei 1,6 Prozent. Im Segment Shopping Center stehen große Neustrukturierungen an, denn viele sind in die Jahre gekommen. Erfolgreiche Konzepte fokussieren sich auf Nahversorgung und Omni-Channel. Geld werde, so Petersen, vor allem mit Abwechslung, Emotionen, Top-Service und Innovation gemacht.

Planung frühzeitig starten

Best-Practice-Impulsvorträge und zwei Podiumsdiskussionen rundeten die Konferenz ab. Zum rechtlichen Rahmen von Transformationen referierte Dr. Michael Oerder, Fachanwalt für Verwaltungsrecht in der Kanzlei Lenz und Johlen. Beachtet werden bei Baugenehmigungen Aspekte des Ordnungsrechts – zum Beispiel Abstände, Brandschutz, Barrierefreiheit, Schall- und Wärmeschutz – sowie des Planungsrechts nach § 34 BauGB. Entwickler seien gut beraten, sich an Experten zu wenden. Wichtig sei rechtzeitige Planung, denn Transformationen gestalten sich in der Regel sehr zeitaufwändig.

Spannende Einblicke gab’s beim Stadtrundgang. © GCSP