Fenster auf, Ware raus – Geld rein!

Restaurant mit Abholservice
Restaurant mit Abholservice © DisobeyArt – stock.adobe.com

Handel und Immobilien
Dranbleiben

Redaktion

Drive-in- und Abhol-Konzepte haben seit Monaten Hochkonjunktur. Was bei Fast-Food-Ketten schon lange gängig ist, setzt sich nun auch bei Bäcker, Café oder Blumenladen in der Nachbarschaft durch. Warum sie sich im Einzelhandel auch langfristig behaupten werden

Das vergangene Jahr hat dem Einzelhandel einiges abverlangt. Lockdown-Schließungen, Verkaufsverbote oder -einschränkungen setzten vielen Unternehmern zu. Doch wachsen seitdem auch viele kreative Ideen, um das Überleben des eigenen Unternehmens zu sichern. Drive-in- und Abhol-Konzepte gehören beispielsweise dazu. »Was bei Fast-Food-Ketten schon seit Jahren gängig ist, setzt sich nun auch beim Bäcker, Café oder Blumenladen in der Nachbarschaft durch«, sagt Heinz-Jürgen Dohrmann. Der Geschäftsführer der Figo GmbH ist auf Planung und Umsetzung individueller Raumkonzepte spezialisiert und erklärt, warum der Einzelhandel weiter auf diese Erweiterung setzen sollte. Aber Vorsicht: Es gibt dabei durchaus einiges zu beachten!

Drive-in heißt in der englischen Sprache eigentlich Drive-through, was hindurchfahren bedeutet, und bezeichnet eine Dienstleistung, für die Kunden ihr Auto beim Kaufprozess nicht verlassen müssen. Bisher war die wichtigste Eigenschaft dieser Verkaufsform die Geschwindigkeit, mit der Kunden Waren quasi im Vorbeifahren entgegennehmen. Mit Corona hat sich diese Form des Verkaufs jedoch auch in Bezug auf die geltenden Abstandsregeln bewährt.

Abstand wird die Verkaufswelt lange begleiten

Verkaufen durchs Fenster gewährleistet automatisch großen Abstand und verhindert, dass sich mehrere Kunden gleichzeitig innerhalb eines Verkaufsraums aufhalten. »Es ist offenkundig, dass die Pandemie uns und unseren Handel noch eine ganze Weile beeinflussen wird. Doch nicht nur wegen Corona können Geschäfte von diesem Konzept profitieren«, erklärt Dohrmann. »Neben dem Shop-Selling ist dieser Verkaufsweg eine kundenfreundliche Erweiterung. Zum Beispiel bei Waren, die der Kunde sich nicht mehr live im Geschäft ansehen muss, weil er das Angebot und dessen Qualität bereits kennt.« Dabei haben Unternehmer im Handel noch immer Vorbehalte. Sie befürchten, Umsatzeinbußen durch entgangene Impulskäufe hinnehmen zu müssen, wenn Kunden nicht mehr die Verkaufsfläche betreten. »Hier wird der zusätzliche Nutzen eines Drive-in für den Kunden stark unterschätzt«, so Dohrmann. »Der Gewinn an Kaufkomfort und Zeitersparnis wird von vielen Abnehmern gern angenommen. So führt diese Maßnahme zu höheren Kauffrequenzen und nimmt positiven Einfluss auf die Kundenbindung.«

Ohne Genehmigung geht nichts

Spontankäufe sind im Vergleich viel weniger kalkulierbar und wiegen die mit steigender Frequenz einhergehenden Gewinne oft nicht auf. Darüber hinaus schließt sich bei diesen Konzepten der zusätzliche Einsatz von Displays und Warenangebot direkt am Schalter nicht aus, um Spontanumsätze zu generieren. Entsprechende branchenübergreifende Projekte in den USA zeigen bereits seit den 1930er-Jahren, welche Bedeutung Drive-through für die Kundenzufriedenheit hat. In Deutschland haben 2020 ebenfalls viele Gastronomen, Bäckereien und andere Lebensmittelgeschäfte auf diesen Verkaufsweg gesetzt – mit Erfolg.

»Ganz so einfach ist es nicht«, mahnt Dohrmann.  »Damit sowohl auf Kunden- als auch auf Anbieterseite maximaler Nutzen entsteht, gilt es Prozesse und Touchpoints sorgfältig zu planen und zu entwickeln. Außerdem müssen erforderliche Genehmigungen beantragt und Auflagen eingehalten werden.« Je nach Verkaufsgut oder Dienstleistung machen unterschiedliche Konzepte Sinn. Dazu gehört zum Beispiel der Bestellprozess. Dieser kann spontan vom Kunden vor Ort erfolgen oder online im Vorfeld mit terminierter Abholung in Auftrag gegeben werden. Online-Bestellungen stellen einen wichtigen digitalen Touchpoint dar, mit dem Unternehmen Kundenservice und -bindung erhöhen. Es handelt sich um ein effektives Instrument zur Kundenkommunikation und Informationsbereitstellung. So können Unternehmen die Vorteile von Online-Bestellungen mit denen des Drive-in kombinieren und so die Kundenzufriedenheit weiter verbessern. Verfügt ein Händler über Online-Bezahlmöglichkeiten, muss dies nicht am Drive-in geschehen. Das beschleunigt den Kaufprozess zusätzlich und hilft Abstand zu halten. Auch ob der Verkauf direkt über die Geschäftsräumlichkeiten läuft oder über eine externe Anlaufstelle für Kunden, hängt vom Verkaufsgut und den Verkaufsmengen ab. Geschäfte mit einem sehr großen Sortiment wie Supermärkte, Baumärkte oder ähnliche sind stationär gebunden. Oft braucht die Zusammenstellung einer Bestellung hier etwas Zeit.

Schnell, sicher, gesetzeskonform

»Im besten Fall berücksichtigen Unternehmer bereits bei der Konzeptentwicklung die Anlagen für potenzielle Drive-in-Bereiche und wählen auch den Standort entsprechend passend aus. Doch auch eine nachträgliche Installation ist oft möglich. Das zeigt sich gerade in der aktuellen Situation immer wieder«, sagt Dohrmann. Um bei baulichen Maßnahmen und Anpassungen gesetzlich auf der sicheren Seite zu bleiben, ist es ratsam, auf Experten zu setzen, die auf Planung und Umsetzung von Shop-Konzepten spezialisiert sind und bei der Beantragung aller erforderlichen Genehmigungen sowie bei der Einhaltung notwendiger Sicherheits- und Brandschutzanforderungen unterstützen. Wer standortunabhängig arbeiten möchte, setzt auf transportfähige Containerlösungen und Buden. Auch hier unterstützt der Profi bei praktikablen und konformen Lösungen. »Wir arbeiten bei Figo sogar an Drive-in-Projekten aus dem Gesundheitssektor. So entwickeln und konzeptionieren wir aktuell beispielsweise einen mobilen Container für MRT-Untersuchungen.« Aber auch Läden mit kleinem Warenangebot oder Gastronomen begleitet der Experte für Shop-Konzepte bei der Realisierung mobiler Verkaufsstellen. Heinz-Jürgen Dohrmann: »Anzumerken ist, dass auch der mobile Verkauf einen Gewerbeschein oder zumindest eine Genehmigung der lokalen Verwaltung benötigt. Zudem muss der Flächeneigentümer eine Erlaubnis erteilen.«

Ein Beitrag der Redaktion