Get ready!

Asset Management Konferenz
Asset Management Konferenz im Rotonda Business Club in Düsseldorf © Popcorn Productions

Vor Ort
Perspektiven

Susanne Müller

Get ready! Das klingt nach Fokussierung, Aufbruch und Neupositionierung. Die Asset Management Konferenz im Rotonda Business Club in Düsseldorf sollte in diesem Sinne Impulse für Strategien rund um Handelsimmobilien in bewegten Zeiten geben. Mit inspirierenden Referenten dürfte das gelungen sein.

Nach Begrüßungsworten durch den am Vortag frisch gewählten Vorstand Christine Hager und Ulrich Schmitz sowie später dem Konferenzpartner WISAG durch deren Vertreter Joaquin Jimenez Zabala und den Moderatoren Kathrin Andres, ambas Real Estate, und Tim Mayer, CBRE Investment Management Germany GmbH, stiegen die zahlreich erschienenen Teilnehmer – etliche hatten sich schon am Abend zuvor beim Networking Dinner getroffen – gleich in die Materie ein.

Schildergasse performt besser als Oxford Street

Die Auswirkungen der makroökonomischen und weltpolitischen Großgemengelage auf den Einzelhandelsimmobilienmarkt beleuchtete Inga Schwarz, Head of Research, BNP Paribas Real Estate Consult GmbH. Die Erwartungshaltung sei zuletzt ein wenig gestiegen – ein „Silberstreif am Horizont“. Doch das Wachstum macht diese Bewegung noch nicht voll mit, liegt zurzeit bei etwa zwölf Prozent. Fashion und Accessoires haben zugelegt, während das Online-Segment Anteile verliert. „In punkto Umsatz pro Einwohner ist Deutschland oberes Mittelfeld“, so Inga Schwarz. In High-Street-Lagen sei der Leerstand gestiegen, doch viele Nachnutzer seien durchaus interessiert: „Zurzeit positionieren sich ganz andere Branchen als der Handel.“ Beispielsweise die Gastronomie, deren Anteile von 20 auf 24 Prozent gestiegen sind. „Die Leute sind zurück in den Innenstädten“, stellte Inga Schwarz fest, „und ebenso die Touristen. Die Erholungszahlen sind gut, Top-Lagen wieder gefragt. Die Kölner Schildergasse hat einen stärkeren Lauf als die Oxford Street“, machte sie Mut.

Einzelhändler planen Geschäftseröffnungen

Der Handel und der Investmentmarkt nach der Pandemie und vor der Energiekrise – das war Thema bei Jan Dirk Poppinga und Frank Emmerich, bei CBRE Germany für Retail Investment und Retail federführend zuständig. Die Branche stände vor dem Aufbruch in eine neue Welt: „Je schlechter der Markt, desto mehr muss investiert werden.“ Mehr als die Hälfte der europäischen Einzelhändler planen daher, im kommenden Jahr neue Geschäfte zu eröffnen. Doch Zinsen und Energiekosten seien unbedingt im Blick zu behalten: „Wer die Klimaschutzziele bis 2040 nicht erreicht, erleidet Schiffbruch – das Asset strandet sozusagen.“ Und sie warnten: „Wer das jetzt nicht in Angriff nimmt, spielt mit dem Wert seiner Immobilie.“ Nachhaltigkeit sei definitiv ein Thema im Einzelhandel. Immerhin habe Deutschland als „sexiester Retailmarkt in Europa“ das Zeug dafür: „Die Investoren kommen verstärkt, weil der Markt das hergibt.“ Doch die Branche müsse Erlebnisse und kraftvolle Action auf der Fläche schaffen, etwas Besonderes umsetzen.

Auf allen Kanälen erreichbar sein

In einer spannenden Paneldiskussion ging’s um Strategien, mit denen Eigentümer und Händler die aktuellen Herausforderungen gemeinsam meistern können. Als Fachleute standen Marcus Eggers, Geschäftsführer IPH Centermanagement, Ulrich Schmitz, Director Center Management ECE Marketplaces, Sebastian Beck, Director Leasing & Expansion Peek & Cloppenburg, sowie Tom Herrschaft, Head of Retail Commerz Real AG, auf dem Podium. Einige Erkenntnisse aus dieser Runde: Corona liegt im Rückspiegel, doch hat die Pandemie den Einzelhandel polarisiert. Die Umsätze liegen im Ausland teilweise im zweistelligen Plus – im Gegensatz zu Deutschland, wo im Vergleich zu 2019 ein Minus von drei Prozent zu beklagen ist. Im New Retail muss daher der Kunde auf allen Kanälen erreichbar sein: Das Geld wird hauptsächlich stationär gemacht und nicht online, daher sollte ein deutlich wahrnehmbares Einkaufserlebnis geschaffen werden – was sich für kleinere Marktteilnehmer schwierig gestaltet. Die Runde erwartet jedoch ein Revival der lokalen und regionalen Mieter – auch bei den Managern, die in ihrem Umfeld gut verankert sein sollten. Die Kaufpreise für Immobilien sinken langsam – hauptsächlich konzentrieren sich Retailer auf die Top-Lagen, und ausländische Investoren haben den deutschen Markt längst im Blick. Kurzum: „Retail is alive!“

Quartiers-App als „Schwarzes Brett“

Stephan Austrup, Leiter Investment Management bei der 3KOMMA1 Quartiersmanagement GmbH, referierte zur langfristigen Aufstellung von Objekten und gab Beispiele für gelungenen Rückbau. So das Quartier Max Frei in Düsseldorf, das Wohnen mit Büros, Nahversorgung und Einzelhandel verbindet. Der Clou: ein Büro für Serviceleistungen als Anlaufstelle für alle Bewohner und Mieter. Dort werden Leistungen wie Car-Sharing vermittelt – zudem gibt’s eine eigene Quartiers-App, die sozusagen als „Schwarzes Brett“ dient. „Ein solches Konzept sollte aber möglichst früh geplant werden, die Betriebsphase muss sorgfältig vorbereitet sein“, so Austrup.

Denkanstöße zur Nachhaltigkeit gab Anna-Katharina Muth, Leiterin Business Team bei right on target 1,5 °. „Paris verlangt global bis 2050 1,5 ° Celsius – und zwar von jedem Unternehmen. Jedes Zehntel, das davon abweicht, wird verheerende Folgen haben. Die Frage ist aber, wie viel Emissionen ich bis 250 ausschütte?“, warnte sie und forderte daher zu schnellem Handeln auf. „Das XDC-Modell von right misst das Klima eines Gebäudes in Celsius, stellt die Werte über die Gebäudedaten und Emissionen fest.“ Und dann? „Unternehmen können die Transition zum klimafreundlichen Gebäude durch Modernisierungsmaßnahmen meistern. Austausch der Fenster, Gebäudesanierung, die Öl- mit einer Holzpelletheizung ersetzen, Photovoltaik installieren – derlei Maßnahmen bewirken viel.“

Gastronomie ist Rising Star

Wie locken wir Mieter und Kunden in unsere Objekte? Dieser brennenden Frage widmeten sich Nils Skornicka, Geschäftsführer und Head of Acquisitions for Northern and Central Europe bei Tishman Speyer, Tim Koch, Geschäftsführer tellerrand consulting GmbH, Paul Douay, Geschäftsführer Unibail-Rodamco-Westfield Germany GmbH, und Tim Mayer, Head of Asset Management Retail bei CBRE Investment Management. Der richtige Mix macht’s, konstatierte die Runde – und Gastronomie sei jetzt wieder der Rising Star. Das Marketing funktioniere zurzeit fast wie ein TV-Kanal, bei dem Betreiber die besten Programme auswählen – Designer-Events, tolle Architektur, gemischt genutzte Objekte mit Restaurants und Cafés, Veranstaltungen und Partys. Gastronomie ziehe die Menschen an, sei sozialer Klebstoff und ein wichtiger Anker.

Regen Austausch gab’s zum Ende der Veranstaltung beim Networking Lunch. Mit der Teilnehmerzahl von gut 60 Experten der Asset Management Konferenz zeigten sich der GCSP rundum zufrieden.

Susanne Müller