Kiel und der Kiez

GCSP in Kiel
Auf den Spuren der Innenstadtentwicklung © Kiel-Marketing

Vor Ort
Perspektiven

Susanne Müller

Kiel kann Kiez – mit diesem verheißungsvollen Versprechen lud Kiel-Marketing den German Council of Shopping Places am 27. Oktober in den hohen Norden. Die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt galt 2022 als eine der dynamischsten Städte bundesweit und erregt vor allem mit ihrer Innenstadt-Entwicklung Aufmerksamkeit. Zeit für ein Regional Dinner in Kiel.Sailing.City.

Rund 30 Teilnehmer folgten dem Ruf, erfuhren aktuelle Projektstände aus erster Hand und überzeugten sich selbst von den Zeichen der Transformation in der Kieler Innenstadt. Im Media Bug des Kieler Welcome Centers begrüßten Ingmar Behrens für den GCSP und Uwe Wanger, Geschäftsführer von Kiel-Marketing, die Anwesenden. Nach Vorträgen von bulwiengesa-Vorstand Ralf-Peter Koschny über aktuelle Rahmenbedingungen und Perspektiven der Immobilienbranche in Deutschland sowie Felix Schmuck, Leiter Stadterneuerung und Stadtgestaltung der Landeshauptstadt Kiel, und Janine Streu, Leiterin Ansiedlung bei Kiel-Marketing, über konkrete Planungen für Kiel, Standortvorteile und Arbeitsprozesse in der Kieler Innenstadt, starteten alle bei bestem Wetter zu einem ausführlichen Rundgang mit Zwischenstopps und lokalen Projektpräsentationen.

Intensiver Einblick in Veränderungen

Vom erfolgreichen Ansiedlungsprojekt Kosmos Store über das 11.000 Quadratmeter große Immobilienprojekt KielHöfe bis zum Kieler Ding, das eine ehemalige Anson`s-Filiale zu neuem Leben erweckt, bekamen die Teilnehmer einen intensiven Einblick in die Bandbreite der aktuellen Veränderung. Nicht zuletzt berichtete Kim Lautrup, Bevollmächtigter des Vorstands der W. Jacobsen Gruppe, von umfangreichen Immobilienankäufen mit dem Ziel, einen ganzen Gebäudekomplex neu zu entwickeln. Ausschlaggebend dafür sei die Zusage der Stadt gewesen, einen angrenzenden Parkplatz zu einer „grünen Piazza“ umzuwidmen und damit den Weg zu neuen Ansiedlungsoptionen frei zu machen.

Die Stadt Kiel geht in Vorlage

Wie wichtig derartige städtische Entscheidungen sind, zeigte sich bereits am im August 2020 fertig gestellten Holstenfleet, das ab Verkündung des Bauvorhabens über 100 Millionen private Investitionen rund um die neuen Wasserbecken ins Herz der Stadt spülte. Insgesamt investierten Projektentwickler in den letzten Jahren sogar 360 Millionen in die Kieler Innenstadt. Doch Nachlassen gilt nicht. Mit der Umgestaltung der Holstenstraße, der Hauptfußgängerzone, und ihrer angrenzenden Plätze in den kommenden Jahren nimmt die Stadt auch selbst erneut Geld in die Hand. „Wir bauen die Bühne, Kiel-Marketing schreibt mit Eigentümern, Bestandmietern, neuen Nutzungskonzepten und Veranstaltungen das Theaterstück“, zeichnet Felix Schmuck das Bild einer institutionsübergreifenden Standortentwicklung, die auch andernorts als Schlüssel zum Erfolg empfunden wird. „Kiel kann Kiez“ – das ist der Titel zum Theaterstück. Auf der Basis eines in 2021 erstellten Profilierungskonzepts wurden sechs unterschiedliche Teilräume definiert, die nun zu „Quartieren mit Charakter“ entwickelt werden sollen.

Kiezgröße gesucht

Eines von mehreren Quartiersentwicklungsinstrumenten ist dabei der Anmietungsfonds, den Kiel sowohl beim Land als auch beim Bund im Rahmen der Zentrenförderprogramme beantragt und zugesprochen bekommen hat. Dadurch kann Kiel-Marketing oder die Stadt verfügbare Flächen anmieten und diese an vielversprechende Nutzungskonzepte zu deutlich günstigeren Konditionen weitervermieten. Die Förderung ist bis zu zwei Jahre möglich und reduziert die Nettokaltmiete um bis zu 80 Prozent gegenüber des letzten für die Fläche vorliegenden Mietvertrages. Nach erfolgreicher Ansiedlung des lokalen Mix-Use-Konzepts „derHeimathafen“ im Mai läuft derzeit die zweite Runde des Wettbewerbs. „Auch etablierte Nutzungskonzepte sind willkommen, die Neues ausprobieren oder den Standort kennenlernen wollen. Die Frequenz ist da, nun wollen wir unseren Besucherinnen und Besuchern auch etwas bieten“, erläutert Uwe Wanger das Ziel des Wettbewerbs. Tatsächlich überzeugt die Kieler Innenstadt seit dem Frühling mit Frequenzzahlen, die über dem Niveau von 2019 liegen. Auch die Leerstandsquote liegt in den meisten der Innenstadt-Quartiere weit unter dem Bundesdurchschnitt.

Networking an der Förde

Beim Networking am Abend direkt an der Kieler Förde mit Blick auf den Hafen konnte GCSP-Vorstand Harald Ortner den Mitgliedsantrag von Kiel-Marketing aus den Händen von Uwe Wanger und dem Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer entgegennehmen. Dr. Kämpfer hob in seinem Grußwort hervor, dass er sich sehr über den Besuch freue, zeige es doch auch, dass die stetigen Bemühungen der verschiedenen Akteure wahrgenommen werden und Gespräche über gemeinsame Projekte entstehen. Harald Ortner lobte die sichtbare Nähe zur Branche und den Fokus auf die Herausforderungen und sagte: „Nur gemeinsam – so wie wir es hier als Familie des German Council of Shopping Places leben – können wir zukunftsfähige Lösungen für Städte, Einzelhandel und Handelsimmobilien erreichen.“ Die beiden Regionalbotschafter Marie Claire Ernst und Ralf-Peter Koschny stellten daher stellvertretend für alle Teilnehmer einhellig fest: Das Herz von Kiel pocht schneller und kräftiger, als es auf den ersten Blick vermuten lässt. Standortentwicklung braucht Zeit und ein gutes Verhältnis zwischen allen Beteiligten. Der gemeinsame Tag und das Abendessen stellten wie immer eine ausgezeichnete Basis dar.

Susanne Müller