Ladensterben verhindern, Innenstädte beleben

Peter Altmaier
Peter Altmaier bei der Eröffnung des Workshops »Innenstädte« © BMWI/Eriksson

German Council
Dranbleiben

Kirstin Pukall und Hagen Soisson

Lebendige Innenstädte, die mit Passanten gefüllt sind. Menschen, die sich unterhalten, lachen und Kaffee trinken. Das ist das kleine Stück Normalität, das wir uns alle für die Post-Corona-Zeit wünschen

Schon vor den notwendigen Kontaktbeschränkungen und den leider oft damit ein­hergehenden Geschäftsschließungen waren viele Städte in Deutschland deutlichen Veränderungsprozessen ausgesetzt, die das jahrzehntelang bestehende Konzept der City als wichtigster Ort für wirtschaftliches und gesellschaftliches Leben vor neue Herausforderungen stellen. Damit auch unter veränderten Bedingungen die Ortszentren ihre wirtschaftliche, aber auch kulturelle und soziale Funktion weiterhin erfüllen können, bedarf es moderner, innovativer Konzepte. Diese zu identifizieren und Räume für deren Entfaltung zu finden, ist das Ziel eines Prozesses, den Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im vergangenen Herbst angestoßen hat.

Strukturelle Veränderungen

Der stationäre Handel als wesentlicher Akteur in den Innenstädten befindet sich bereits seit einigen Jahren in einem tiefgreifenden Umwälzungsprozess. Die veränderten Einkaufsgewohnheiten, vor allem die stetig wachsende Bedeutung des Online-Handels, sind für das klassische Geschäft in der Stadt eine Herausforderung. Die Folgen der Corona-Krise haben diese Entwicklung massiv beschleunigt. Damit das einsetzende Ladensterben nicht dazu führt, dass die Innenstädte insgesamt dauerhaft ihre Attraktivität verlieren, hat Bundeswirtschaftsminister Altmaier das Thema im vergangenen Jahr weit oben auf die Agenda des Ministeriums gesetzt. Am 20.10.2020 hat der Minister deshalb einen runden Tisch mit dem Titel »Ladensterben verhindern – Innenstädte beleben« durchgeführt. Dieser mit kreativen Köpfen aus Wirtschaft, Kommunen und Kultur besetzte runde Tisch war der Auftakt eines Arbeitsprozesses im Ministerium, der im Frühjahr 2021 mit mehreren Workshops fortgeführt wurde.

Kreative Formate als Impuls für neue Ideen

Diese Workshops haben sich mit den Fragen beschäftigt, wie Leerstandsimmobilien kreativ genutzt werden können, wie es gelingen kann, unterschiedliche Nutzungen wieder in die Innenstädte zu holen und welche Chancen und Herausforderungen die Digitalisierung für die Innenstädte und speziell für den mittelständischen Einzelhandel bringt. Die Veranstaltungen, zu denen jeweils ausgewählte ExpertInnen gewonnen werden konnten, dienten zum einen dazu, bereits erprobte positive Beispiele vorzustellen. Diese hat das BMWi anschließend auch auf seiner Dialogplattform Einzelhandel veröffentlicht. Dort finden sich auch ausführliche Berichte über die einzelnen Workshops.

Zum anderen sollten neue Ideen entwickelt werden. Ein wichtiger Teil der Workshops waren daher die intensiven Gespräche in kleinen Arbeitsgruppen. Diese Diskussionen, geleitet von den Handelsexperten Frank Rehme, Geschäftsführer des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Handel, und Boris Hedde, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung Köln, wurden engagiert geführt und haben zahlreiche innovative Ansätze für Maßnahmen hervorgebracht, mit denen Innenstädte wieder verstärkt zum Ort des Zusammenkommens von Menschen werden können – von modernen Sportangeboten über Pop-Up-Stores mit regelmäßig neuen Events bis zur VR-Erlebniswelt. Von einer gut besuchten Innenstadt profitieren dann auch die dort ansässigen Unternehmen. Auch neue Lösungen zur Kundenakquise und moderne Logistikkonzepte wie Micro-Hubs wurden erörtert.

Gemeinsam Lösungen umsetzen

Besonders erfreulich war aus Sicht des Ministeriums neben der stets angenehmen Gesprächsatmosphäre die Tatkraft und das Engagement der Beteiligten. Nicht nur Kommunen haben sich bereit erklärt, innovative Ansätze zu erproben, auch die vertretenen Betreiber von Shopping Centern wollen Flächen zur Verfügung stellen, auf denen kreative Konzepte ausprobiert werden dürfen, damit die Innenstädte wieder von mehr Menschen besucht werden, auch aus jüngeren Zielgruppen. Damit im großen Rahmen die Modernisierung der Innenstadt gelingen kann, brauchen wir ganzheitliche Konzepte, die ganze Quartiere zusammendenken und das Management entsprechend ausrichten. Die dafür erforderliche Vernetzung von Stakeholdern aus ganz verschiedenen relevanten Bereichen war ein weiteres zentrales Ziel der Veranstaltungen. Eine solche Vernetzung ist ganz besonders bei intelligent gemanagten Shopping Centern relativ leicht möglich. Die bisherigen Rückmeldungen zeigen, dass dabei schon wichtige Erfolge erzielt werden konnten.

Im Mai sollen die Ergebnisse auf einer größeren Veranstaltung noch einmal präsentiert werden. Damit findet die Workshop-Reihe ihren Abschluss, jedoch ist dies nicht das Ende des Einsatzes des BMWi für lebenswerte, vitale Innenstädte. Auch anschließend wollen wir engagierte Unternehmen, City-ManagerInnen, StadtplanerInnen und Kreative auf dem eingeschlagenen Weg begleiten, sie ermuntern, spannende Lösungen zu finden und nach Möglichkeit unterstützen.

Ein Gastbeitrag von
Kirstin Pukall und Hagen Soisson,
BMWi

 

Der GCSP wurde von Vorstand Harald Ortner und Ingmar Behrens, Bevollmächtigter des Vorstandes, in den Workshops vertreten. Derzeit arbeitet der GCSP an einer umfassenden Konzeption der Realisierung von »Centerlaboren«, die analog zu der »Stadtlabor-Idee« Biotope für innovative Ideen und Konzepte an ausgewählten Standorten sein sollen. Dabei geht es darum, in Echtzeitbedingungen in der Praxis mit neuen Konzepten Erfahrung zu sammeln und diese dann allen Branchenteilnehmern zur Verfügung zu stellen.