Leos Korner mit Platz an der Sonne

Kioskbetreiber Bouba
Kioskbetreiber Bouba © Vincent Müller

Handel und Immobilien
Optimismus

Vincent Müller

In Köln-Ehrenfeld hat gerade ein neuer Kiosk eröffnet. Das Veedel, das dafür bekannt ist, vor allem hippe Studenten zu behausen, kann an jeder Ecke einen gut besuchten Kiosk vorweisen. Bouba und Philipp haben aber genau dort Leos Korner an den Start gebracht.

Man könnte meinen, die Konkurrenz würde enormen Druck auf Neuankömmlinge ausüben, doch Bouba ist sich seiner Sache sehr sicher. Immer wieder grüßt er Leute auf der Straße und erkundigt sich nach ihrem Befinden – und das, obwohl der Kiosk erst seit knapp zwei Monaten geöffnet ist.

Bouba ist gelernter Außenhandelskaufmann, sieht sein Talent aber eher darin, mit Menschen zu connecten. Darum gehe es schließlich auch beim Kiosk. „Ich hab Bock darauf, den Menschen ein gutes Gefühl zu geben. Das ist ein schöner Ort für uns, ein schöner Ort fürs Viertel. Hier können Menschen zusammenkommen“. Er ist in Ehrenfeld groß geworden und selbst regelmäßiger Kioskkunde. „Ich kenne den Mann am Kiosk, wir halten ein kleines Pläuschchen. Wegen mir verkauft er jetzt ein bestimmtes Bier. Diesen persönlichen Kontakt hast du bei den großen Supermärkten nicht mehr.“

Kiosk mit „Bankberatung“

Für Bouba ist klar: Ein guter Kiosk muss mehr sein als ein bloßes  Geschäft. Es ist ein Ort, an dem man gerne verweilt, weshalb es vor Leos Korner auch mehrere Sitzgelegenheiten gibt und von innen laute Musik tönt. An der Hauswand prangt ein Schild mit der Aufschrift „Leos Bankberatung“. Dort sind verschiedene Sitzbänke in Ehrenfeld markiert, auf denen man entweder in der Sonne entspannen kann oder bei denen immer was los ist. Die Fassade ist mit Holz verkleidet, die Fußmatte besteht aus Rollrasen, vor der Tür steht ein Ständer mit lustigen Postkarten – es ist eher das Ambiente einer Kneipe. Passend dazu ist eine breite Auswahl an lokalem Bier die Basis eines guten Sortiments, kombiniert mit ein paar Flaschen Wein und Schnaps, Tabak und Süßigkeiten und auch einigen Lebensmitteln, meistens aus der Region. Alles Produkte, die Bouba auch selbst kaufen würde. „Ich frage mich: Was mag ich? Was mögen meine Freunde? Je nach Viertel ist das Angebot auch unterschiedlich. Hier in Ehrenfeld kaufen die Leute viel Fritz-Limonade und Mate. Wenn mehrere Kunden mir sagen, dass sie gerne ein bestimmtes Produkt hätten, nehme ich das auch auf.“

Saubere Rechnung – lange Liebe

Was es im Kiosk zu kaufen gibt, hängt stark mit den eigenen Erfahrungen des Besitzers zusammen. Die Preise sind zwar aufgrund der steigenden Mieten in der Innenstadt höher als beim Discounter, aber nicht darauf ausgelegt, einen großen Profit zu machen. „Ein jugo­slawisches Sprichwort lautet: Saubere Rechnung – lange Liebe. Mir ist es lieber, ein Kunde kommt hundert Mal, und ich verdiene jedes Mal nur zehn Cent, statt dass er nur einmal kommt, und ich verdiene einen Euro. Bei einem guten Geschäft können beide mit einem Lächeln nach Hause gehen“. Der Kiosk lebt von Stammkunden, die jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit dort vorbeikommen oder es zur Routine gemacht haben, am Ende des Hundespaziergangs dort einzukehren. Egal zu welcher Tageszeit – das Sortiment ist darauf ausgelegt, sehr unterschiedliche Bedürfnisse zu erfüllen.  Besonders stolz ist Bouba auf seine Siebträger-Kaffeemaschine. „Kaffee auf Café-Niveau, mit Bohnen aus einer lokalen Rösterei“, das soll ein Unique Selling Point von Leos Korner werden. Der Kiosk muss die Bedürfnisse der Kundschaft kennen und mit dem Sortiment flexibel sein, damit die Rechnung aufgeht. Zumindest Leos Korner scheint bereits einen Platz in Ehrenfeld gefunden zu haben, denn täglich geht dort eine bunte Auswahl an lächelnden Menschen ein und aus.


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Vincent Müller
Freier Mitarbeiter