Neues vom Outlet Remscheid

Outlet-Remscheid
Outlet-Remscheid.

Handel und Immobilien
Substanz

Susanne Müller

Das zähe Ringen um das Outlet Remscheid – kommt es oder nicht? Investor Philipp Dommermuth  will den Prozess zu einer Baugenehmigung zu einem glücklichen Ende führen. Im Kopf ist die Planung bereits fix.

Ursprünglich ein Plan des europäischen Marktführers in Sachen Outlets, der McArthurGlen Group, regte sich schnell Widerstand. Zuerst klagte die Stadt Wuppertal, eine Bürgerinitiative ging auf die Barrikaden, ebenso Anwohner, IHK und Handelsverband. Letztlich scheiterten die Briten aufgrund von Planungsfehlern vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Bis dahin waren elf lange Jahre ins Land gegangen, McArthurGlen zog sich komplett zurück.

Gutachter an der Arbeit

Mit Philipp Dommermuth und seinem Vater Ralph sind jetzt lokale Investoren eingestiegen. Beide haben als Betreiber des Outlets in Montabaur entsprechende Erfahrung. Aktuell sind Gutachter dabei, die Verkehrsinfrastruktur, Lärm- und Artenschutz auf dem 64.082 Quadratmeter großen Grundstück im Stadtteil Lennep zu prüfen und eine Auswirkungsanalyse zu erstellen. Die Verträglichkeit der Verkaufsflächen untersucht die ecostra GmbH aus Wiesbaden: „Sie werden nur dann genehmigt, wenn ecostra grünes Licht gibt“, betont Dommermuth. „Wir hoffen, dass wir den Bauantrag im nächsten Frühjahr oder Sommer einreichen und im Frühling 2025 mit dem Bau starten können.“  Rund 150 Millionen Euro will die eigens gegründete Outlet Remscheid GmbH & Co. KG investieren. Geht alles glatt, soll die Eröffnung 2027 erfolgen.

Erfahrungswerte aus Montabaur

Von den McArthurGlen-Plänen sind die Dommermuths ein gutes Stück weit abgerückt, wollen auf 18.000 Quadratmetern Verkaufsfläche etwa 100 Markenstores realisieren – eine deutliche Verkleinerung im Vergleich zum vorangegangenen Projekt. Also eine ähnliche Dimension wie in dem sehr erfolgreich performenden Outlet Montabaur mit seinen zurzeit 10.000 Quadratmetern: Dort ist allerdings eine Erweiterung auf 21.400 Quadratmeter geplant, das Raumordnungsverfahren läuft. Als innerstädtisches Outlet würde eine solche Expansion in Remscheid später nicht möglich sein.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Gastronomie darf im Konzept nicht fehlen. Ebenfalls vorgesehen ist ein begehbares, mit Regenwasser versorgbares Gründach. Dort könnten Anwohner und Gäste relaxen, spazieren gehen oder ihre Joggingrunden absolvieren. „Nachhaltigkeit liegt uns sehr am Herzen“, betont Philipp Dommermuth. „Wir wollen keinen Baumbestand fällen, CO2-freundlich in Holzbauweise arbeiten, recycelbaren Beton verwenden und Photovoltaik installieren. So streben wir eine Green-Building-Zertifizierung nach DGNB des höchsten Standards an. Das Outlet in Remscheid soll nachhaltig grün werden.“ Angedacht sind neben herkömmlichen Parkflächen, teils in einer unterirdischen Tiefgarage, auch 500 Ladestationen für E-Autos, sofern das Stadtnetz dieses hergibt, sowie ein überdachter Fahrradstellplatz.

Einzugsgebiet als Top-Argument

Laut Philipp Dommermuth liegen bereits erste Anfragen potenzieller Mietpartner vor. „Wir werden aber auch gezielt Marken ansprechen. In der Stadt hat ein Vermietungsbüro geöffnet, und wir führen Interessenten übers Areal.“ Ein gewichtiges Argument bei Verhandlungen ist das riesige Einzugsgebiet: „1,4 Millionen Menschen erreichen Remscheid in weniger als 30 Minuten Fahrzeit – das dürfte in Deutschland so ziemlich einmalig sein. Koblenz und Limburg zum Beispiel liegen für einen Shopping-Besuch sehr günstig, ebenso der Raum Düsseldorf.“

Warten auf den Ratsbeschluss

Doch noch ist nichts in trockenen Tüchern. Der Beschluss des Stadtrates steht nach wie vor aus und demzufolge auch die Unterzeichnung des finalen Kaufvertrages für das Grundstück. Planungsrechtlich liegt das Areal im Versorgungsbereich der Stadt, nicht auf der grünen Wiese: „Juristisch ist das eine interessante Situation“, meint Philipp Dommermuth. Jetzt ist erst einmal Warten auf die Gutachten angesagt. Liegen diese vor, beginnt die eigentliche Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden.

Konkurrenz ist das Internet

„Gegenwind kommt ja bekanntlich erst, sobald die Baugenehmigung vorliegt oder die Arbeiten beginnen“, gibt sich Philipp Dommermuth realistisch „Bisher haben sich die umliegenden Städte und Gemeinden und die Anwohner neutral geäußert.“ Wie erklärt er sich derartige Widerstände, sobald die Rede von der Ansiedlung eines neuen FOC ist? „Outlets sind in Deutschland eine Art Feindbild. Viele denken hier aber zu kurz. In der Bundesrepublik haben wir nur wenig Outlet-Fläche, diese ist dann jedoch umso wertvoller. Und was oft vergessen wird: Die Konkurrenz des Innenstadthandels ist nicht das Outlet, sondern das Internet. Vielmehr kann ein FOC den Innenstadthandel durchaus ankurbeln.“

Susanne Müller