Nur Supermärkte im Umsatzplus – doch Discounter könnten aufholen

Lebensmittelmärkte sind systemrelevant – doch auch sie haben zu kämpfen. © Pixabay / Alexas Fotos

Insight

Seit Beginn der Corona-Pandemie zählt der Lebensmittelhandel als systemrelevante Branche zu den wenigen Gewinnern der Krise. Und doch: In Zeiten erhöhter Energiepreise, von Lieferengpässen, Warenknappheit und verunsicherter Verbraucher kommt auch diese Assetklasse ins Schleudern. Wie die aktuelle EHI-Studie handelsdaten aktuell 2022 zeigt, haben zumindest im Vorjahr ausschließlich Supermärkte leichte Gewinne eingestrichen.

Aber: „Durch die hohe Inflation erwarten wir für das kommende Jahr eine andere Entwicklung. Es ist davon auszugehen, dass einige Verbraucherinnen und Verbraucher nun wohl vermehrt die Discounter ansteuern werden“, sagt Marco Atzberger, Mitglied der Geschäftsleitung beim EHI.
Als einzige Lebensmittelgeschäfte steigerten im vorigen Jahr die deutschen Supermärkte ihren Umsatz. So erzielten sie 2021 einen Gesamtumsatz von 58,8 Milliarden Euro (2020 57,9 Milliarden Euro) und erreichten damit eine Umsatzsteigerung von 1,6 Prozent – bei größerer Verkaufsfläche, aber weniger Märkten als noch im Vorjahr. Große Supermärkte erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz von 20,3 Milliarden Euro (2020 19 Milliarden Euro). Das entsprach einem Plus von 6,8 Prozent. Leichte Umsatzverluste mussten SB-Warenhäuser (-6,5 Prozent auf 18,6 Milliarden Euro) hinnehmen. Unterdessen blieb der Umsatz von Discountern (79,5 Milliarden Euro) und kleinen Lebensmittelgeschäften (4,8 Milliarden Euro) stabil.

Anzahl der Supermärkte schrumpft

Die Entwicklung, wonach sich die Anzahl der kleinen Lebensmittelgeschäfte bis zu 400 Quadratmetern in den vorigen Jahren stetig verringerte, erreicht langsam auch die Supermärkte. Ihre Anzahl ist auf 10.850 Märkte geschrumpft, das ist ein Rückgang von 1,5 Prozent. Die Anzahl von großen Supermärkten ist leicht auf 1256 gestiegen. Die größte Anzahl an Filialen weisen die Discounter mit 15.910 auf und bleiben damit stabil. Sondereffekte ließen sich bei den SB-Warenhäusern bis zu 5000 Quadratmetern feststellen. Hier hat sich die Anzahl im Vergleich zum Vorjahr um 59 Märkte auf 730 reduziert. Dies ist laut EHI unter anderem mit Schließungen oder vorübergehenden Sanierungen von Märkten des Lebensmitteleinzelhändlers Real zu erklären.

Eigenmarken sind gefragt

Angesichts steigender Preise im Einzelhandel greifen Verbraucher derzeit häufiger zu Eigenmarken. In einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstitutes Appinio gaben knapp 80 Prozent der Befragten an, Preissteigerungen bemerkt zu haben, und mehr als 83 Prozent, dass sie jetzt zu günstigeren Produkten greifen. Statt bekannter Marken landen immer mehr Produkte beispielsweise von „ja!“ „Penny“, „Milbona“, „K-Classic“ oder „Gut und Günstig“ im Einkaufswagen. Doch Uwe Kohler, Aufsichtsratsvorsitzender EDEKA Südwest, warnt bereits: „Preise senken und das hohe Lied auf Eigenmarken singen, reicht nicht.“ Gleichzeitig müsse auch mit Leistung überzeugt werden – wie hochwertigen Sortimenten, Service und Einkaufserlebnis. Zudem beklagen Verbraucherschützer zunehmend versteckte Preiserhöhungen auch im Segment Eigenmarken.