Potsdamer Platz komplett umgekrempelt

Eindruck vom neuen Potsdamer Platz
Eindruck vom neuen Potsdamer Platz © Brookfield Properties

Handel und Immobilien
Werte

Susanne Müller

Ein erstaunliches Beispiel für gelungenes Placemaking präsentiert Brookfield Properties in Berlin. Wenn Executive Vice President Europe Karl Laurenz Wambach an den Ursprungszustand des Quartiers Potsdamer Platz zurückdenkt, schaudert es ihn noch im Nachhinein: „Hohe Leerstandsquote. Introvertiert, dunkel, zu viele Barrieren.“ Dennoch wagte Brookfield Properties das Experiment. Heute ist das Areal nicht wiederzuerkennen.

Ursprünglich war der Potsdamer Platz mit dem gleichnamigen Shopping Center Arkaden im Herzen der Bundeshauptstadt erfolgreich – bis etwa 2015. Danach nahm die Akzeptanz in der Berliner Bevölkerung rapide ab, weil der Komplex nicht gut einsehbar und überaltert war. Brookfield hat mit Unterstützung der ECE bei dem maroden Quartier Nägel mit Köpfen gemacht und seit der Übernahme 2016 inzwischen mehr als 200 Millionen Euro investiert. Alles radikal neu, lautete der Plan. Im Aufbau ist ein grünes, fußgängerfreundliches und lebendiges Stadtquartier mit hoher Aufenthaltsqualität. Das rund 4,3 Hektar große Areal zwischen Potsdamer Straße, Link- und Eichhornstraße beherbergt 17 großvolumige Gebäude. Offene Straßen, Gassen und Plätze sollen Freiheitsgefühl vermitteln. „Alles wird sehr viel durchlässiger“, so Karl L. Wambach.

Viel Grün, viel Ruhe – und Wasserspiele

Hindurch führt eine rund 400 Meter lange, 32 Meter breite Fußgängerzone: die Alte Potsdamer Straße in neuem, schillerndem Gewand, mit hochwertigen Gastronomieflächen inklusive Außenbewirtung. Der Marlene-Dietrich-Platz überzeugt mit charaktervollem Natursteinpflaster, Wasserspiel, Regenwassergarten und zusätzlichen Bäumen. Die Umgestaltung erfolgt mit lokalen Materialien und einem umfassenden Masterplan für effektvolle, warm scheinende LED-Beleuchtung. Anwohner, Besucher und die Menschen, die in der Nähe arbeiten, sollen am neu gestalteten Potsdamer Platz Raum zum Relaxen finden. Erholungs-, Grün- und Freizeitflächen, nochmals aufgewertet durch Sitzgelegenheiten und Skulpturen, schaffen Ruheinseln im urbanen Umfeld. Karl L. Wambach: „In punkto Sustainability sind wir ein führendes Quartier – mit begrünten Dächern zum Beispiel und recyceltem Regenwasser.“

The Playce – lebhafte Shopping-Destination

Das Einkaufszentrum Potsdamer Platz Arkaden ist ein Herz-Element des Komplexes. The Playce heißt es jetzt – ein kongeniales Wortspiel aus Play, also spielen, und Place wie Ort – und dürfte viel verändern in der Umgebung. Rund 90 Stores sind mit von der Partie, darunter etliche Flagship-Formate. So zum Beispiel der erste Shop in Deutschland von NBA– Basketball-Fans dürften von weither anreisen. Auch Peek & Cloppenburg ist dabei, ebenso Arcade-Spieleanbieter Gamestate und viele mehr. Das Untergeschoss von The Playce steht komplett der Nahversorgung zur Verfügung. Unter anderem ist Manifesto Market Ankermieter: Kulinarische Vielfalt und ausgezeichnete gastronomische Highlights aus aller Welt verteilt auf 4.400 Quadratmetern. REWE hat den Vertrag ebenso verlängert wie dm Drogeriemarkt. Zugeschnitten ist der Mieter-Mix auf Anwohner und Berliner allgemein, aber auch auf Stadttouristen.

Ein Genuss: der Manifesto Market

Als Magnet dürfte sich der Manifesto Market entpuppen. An 22 Kochstationen und drei Bars sollen Geschäftsleute, Flaneure und Kulturfans genießen und schwelgen – Live-Events sind im innovativen Food-Hub nämlich fest eingeplant. So treffen Dining und Entertainment aufeinander. Karl L. Wambach macht Appetit: „Da kochen dann auch mal Geflüchtete die Speisen aus ihrer Heimat.“ Vielfalt und Experimentelles sind halt Trumpf. Manifesto Berlin ist der vierte und größte Food-Hub des US-Unternehmers und Architekten Martin Berry und seiner Partnerin Hollie Lin. Geheimrezept der Macher: Diversität und Ermutigung weiblicher sowie non-binärer Entrepreneurs.

Hinein ins Freizeitvergnügen

Mit dem ersten europäischen Entertainment-Center vom Typ „Mission: Play!“ der weltberühmten Marke Mattel kommen die Spiel-Freaks am Potsdamer Platz auf ihre Kosten. Auf mehr als 4000 Quadratmetern laden Barbie. Hot Wheels oder auch Mega Bloks hautnah in ihre Welten ein. Physische und digitale Erlebnisse verschmelzen miteinander. Entwickelt hat den Standort das niederländische Unternehmen iP2Development B.V. – Betreiber ist die Planet Leisure Germany GmbH. Kinobetreiber CinemaxX hat den Mietvertrag am Potsdamer Platz bis 2040 verlängert: Überdimensionale Leinwände und brillante Bild- und Tonqualität erfreuen in 19 Sälen die Filmfreunde.

„Der Potsdamer Platz ist eine Berliner Institution, das volle Potenzial wurde bislang aber nicht ausgeschöpft“, so Karl L. Wambach. „Nun geben wir den Anwohnern und Angestellten ein Zuhause und den internationalen Touristen einen Hotspot. Vor allem möchten wir den Berlinern einen Ort präsentieren, an dem sie gerne verweilen. Der neue Potsdamer Platz ist es wert, öfter besucht zu werden“, ist er überzeugt.

Eröffnet haben die ersten Mieter in The Playce Mitte September – weitere Geschäfte folgen sukzessive bis zum Frühjahr 2023. Die Fertigstellung des kompletten Quartiers ist auf 2025 anberaumt.

Susanne Müller