Quo Vadis

Quo Vadis 2022
Maria Teresa Dreo-Tempsch, Jörg Hermes, René Parmantier und Michael Lowak © Heuer Dialog / kplus

Vor Ort
Vision

Heuer Dialog

Vor mehr als 250 Gästen eröffnete die neue Bundesbauministerin Klara Geywitz den Auftaktabend des Quo Vadis 2022 am 14. Februar 2022. »Endlich wieder ein eigenes Ministerium! Schneller und klimafreundlicher Bauen – mehr als nur Ziele auf dem Papier«, so der Titel ihrer Rede, die die Branche mit Spannung erwartete

 

Das Thema Bauen und Wohnen sei eines der zentralen Themen unserer Zeit, so die Ministerin. Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, die Stadtentwicklung nicht aus den Augen zu lassen und gleichzeitig das Klima zu schützen, diese Quadratur des Kreises könne Deutschland durch die nächste Innovationswelle im Bau auflösen. »Es ist an uns, so zu bauen, dass die nächsten Generationen auch noch die Ressourcen wahrnehmen können, die dieser Planet hat und die sind nun einmal endlich«, sprach Geywitz in Richtung der Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Verbänden. Mehr sozialer Wohnungsbau, riesiger Sanierungsbedarf, um die Klimaziele einzuhalten, unter Druck geratene Innenstadtlagen, Umnutzung von Gebäuden, Beschleunigung der Digitalisierung – die Aufgaben, aber auch die Chancen seien gewaltig, so die Bundesbauministerin. Mit dem Bündnis für bezahlbares Bauen & Wohnen, dem Beirat Innenstadt und einem Innovationskreis für Klimafragen will Geywitz die Branche einbinden und die Prozesse im Dialog gemeinsam denken.

»Zahnlücken« in den Innenstädten

Als beherzt und anpackend empfand der Präsident des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V., Dr. Andreas Mattner, das erste Live-Treffen mit der Ministerin beim 32. Jahresauftakt der Immobilienentscheider in Berlin und versicherte, dass die Branche hinter ihr stehe, wenn es darum gehe, schnell zu bauen und den Menschen Wohnraum zu schaffen. Gleichzeitig forderte er, die Gewerbeimmobilien nicht aus dem Auge zu lassen, da gerade in Corona-Zeiten »Zahnlücken« in den Innenstädten entstanden seien, die wieder geschlossen werden müssen. Die 2G-Regel müsse dringend wegfallen, so sein eindringliches Statement an die kommende Ministerpräsidentenkonferenz. Den Plan, 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, findet Mattner mutig und freut sich gleichzeitig über die »Lebensversicherung gegen jede Form der Regulierung« für die Branche, denn die hehren Ziele seien sonst nicht zu erreichen. Die Branche werde kräftig mit anpacken und freue sich auf die Zusammenarbeit, so Mattners Worte an die Ministerin. Im Anschluss an seine Rede übergab der Präsident des ZIA offiziell das Frühjahrsgutachten des Rates der Immobilienweisen an Bundesbauministerin Geywitz.

Die Branche zeigt Präsenz – vor 340 Teilnehmern eröffnete Gitta Rometsch den Kongressteil im Ballsaal des Hotel Adlon. »Wir brauchen diese Schwingungen, die Gespräche, die Begegnungen so einzigartig machen und Spuren hinterlassen«, freute sich Gitta Rometsch über den Start des Kongressteils, der in diesem Jahr wieder vor Publikum im Hotel Adlon stattfand. Der diesjährige Quo Vadis fokussierte den Blick auf die gesellschaftlichen und politischen Druckpunkte, um Orientierung in einem höchst transformativen Umfeld zu geben. »Together« lautete deshalb das Motto des 32. Jahresauftaktes für Immobilienentscheider. »Denn die gemeinsame Gestaltungskraft kann Enormes bewirken und tut es auch bereits, weit besser als unser Ruf in der Gesellschaft es widerspiegelt«, ist Gitta Rometsch überzeugt. »Noch nie waren Immobilienunternehmen so aufgeschlossen, die Bestandsstadt in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext zu stellen und den Bedarf der Menschen mit neuer Blickrichtung in Relation zum Kapitalfluss zu stellen.« Mit diesem optimistischen Statement und dem Spirit, die großen Ziele gemeinsam anzugehen, übergab die Heuer Dialog-Lenkerin das Mikrofon an den Moderator und neuen Board Vorsitzenden des Quo Vadis, Timo Tschammler FRICS, Geschäftsführer der TwainTowers GmbH, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam mit Franziska Heuer, Projektleiterin bei Heuer Dialog, durch die zweitägige Kongressagenda führte.

Steiniger Aufschwung

Kommt der Aufschwung? Mit dieser Frage startete Prof. Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld, Direktor des Walter Eucken Institut e.V und Persönlicher Beauftragter des Bundesministers der Finanzen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, in seinen Beitrag »Quo vadis Deutschland?« im Rahmen des Frühjahrsgutachtens des Rates der Immobilienweisen. Aktuelle Prognosen der führenden Wirtschaftsinstitute deuteten (erneut) auf ein starkes Wachstum in den Jahren 2022 und 2023 hin (4 Prozent und mehr). Dem stimmte Feld nur bedingt zu, denn die Prognosen seien im Wesentlichen nachfragegetrieben. Das Problem lag und liege jedoch auf der Angebotsseite. Lieferkettenprobleme und Preissteigerungen werden sich coronabedingt auch über das ganze Jahr 2022 ziehen und das habe Auswirkungen auf das mögliche Wirtschaftswachstum. Seine Prognose lautete deshalb: Die Bäume wachsen nicht so in den Himmel, wie von den Prognostikern angekündigt, »aber trotzdem bleibt der Aufschwung intakt, er ist nur ein bisschen steiniger« – mit entsprechenden Risiken, die vor allem aus dem außenpolitischen Umfeld kommen könnten. Bezogen auf die Immobilienmärkte ist die Bauwirtschaft laut Feld weiterhin die Stütze der Konjunktur und wird dies voraussichtlich auch in diesem Jahr sein. Die Volumina, die trotz der Preissteigerungen und Arbeitskräfteknappheit realisiert werden können, seien enorm. Bauüberhang, starke Auftragseingänge, Spitzenwerte bei den Baufertigstellungen im 10-Jahres-Vergleich: »Es ist im Großen und Ganzen eine starke Dynamik am Bau festzustellen«.

Auf die Mieten geschaut, war es Feld wichtig, den Gap bei der Preisentwicklung zwischen den Bestandswohnungen und den Neuvermietungen aufzuzeigen. Deshalb sei die Diskussion in Deutschland manchmal ein bisschen verzerrt, weil die Entwicklung bei den Bestandsmieten unzureichend berücksichtigt werde. Der Preisanstieg bei Wohnimmobilien ist dem Chefökonomen zufolge weiter ungebrochen, mit regionalen Überbewertungen. Beim Einzelhandel sieht es laut Feld dagegen nicht mehr so gut aus. Feld geht bei den Gewerbeimmobilien nicht von großer Dynamik in den nächsten Jahren aus – im Gegensatz zu seinen Kollegen von bulwiengesa. Sein Fazit lautete: Verzögerte Erholung, aber Erholung, angebotsseitige Engpässe, Preissteigerungen und Zinssteigerungen. »Wir leben in Wendezeiten – viel Spaß damit« – mit diesem Statement an die Gäste beendete der künftige Chefökonom seinen Vortrag. In vielen Gesprächen und Vorträgen – auch mit Rolf Buch, CEO, Vonovia SE, Theresa Schleicher, Zukunftsforscherin beim Zukunftsinstitut, Mathias Lehner MSc, Architekt, Strategischer Berater der Stadtentwicklung in Zaanstad (NL), Christian Dzieia, Vice President Workplaces, adidas, Luisa Neubauer, Klimaaktivistin – stand der disziplin- und generationenübergreifende Austausch über die Herausforderungen und Chancen für die Branche und die Gesellschaft auch im weiteren Verlauf der Veranstaltung im Mittelpunkt – mit dem Ziel, die aktuellen und künftigen Aufgaben gemeinsam anzugehen.


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