Shine on!

MK Illumination
Professor Dr. Mathias Streicher, Professor Dr. Günter Botschen, Titina Probst, drei Studierende der Universität IBK, Helene Nilssson und Thomas Mark (von links). © MK Illumination

Interview
Restart

Susanne Müller

Die weltweite Lage in Sachen Politik und Wirtschaft beängstigt viele Menschen. Kurzum: Als trübe empfundene Aussichten wirken sich auf Lebenslust, Spontanität und Konsumfreude aus – Europa versinkt im Jammertal. Könnte Lichttherapie helfen, die Seelen der Citizens zu streicheln? Diesem Ansatz ist die Universität Innsbruck in Kooperation mit MK Illumination in einem Marktforschungsprojekt nachgegangen.

„In zahlreichen Projekten wurde bereits ein positiver Einfluss auf das Verhalten der Menschen im öffentlichen Raum festgestellt. Dies brachte uns auf die Idee, diese Beobachtung wissenschaftlich untersuchen zu lassen“, beschreibt Titina Probst, Head of Sales Germany and Austria bei MK Illumination, den Background der Feldforschung. „Nachdem Professor Dr. Mathias Streicher als Experte für Licht bereits zahlreiche Studien für die Retailindustrie durchgeführt hatte, baten wir ihn um seine professionelle Unterstützung.“

Unter der Leitung von Professor Dr. Günter Botschen und Professor Dr. Mathias Streicher, beide Uni Innsbruck, untersuchten Studierende in einem Park und in einem Laborexperiment die Auswirkung von Beleuchtung auf das Sicherheitsempfinden. Mathias Streicher und Titina Probst haben unsere Fragen beantwortet.

Inwiefern wirkt sich Beleuchtung – oder im Umkehrfall Dunkelheit – aufs Gemüt einer Stadtgesellschaft aus?

Mathias Streicher: Beleuchtung hat einen direkten Einfluss auf die Wahrnehmung von öffentlichen Räumen und damit auch auf das Gemüt der Stadtbewohner und Besucher. Dies konnten wir bereits in zahlreichen Studien unter anderem auch mit der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung GMA nachweisen.

Titina Probst: Die diesjährige Studie mit der Universität Innsbruck zeigt, dass dekorativ beleuchtete Bereiche als attraktiver, einladender, gemütlicher und belebter empfunden werden, während derselbe Ort mit konventioneller Beleuchtung tendenziell eher weniger einladend wahrgenommen wird. In der Laborstudie wurde eine Parksituation einmal mit konventioneller Laternenbeleuchtung und einmal mit dekorativer Beleuchtung nachgestellt. Mit konventioneller Beleuchtung wurde der Park als signifikant düsterer und unheimlicher bewertet. Mit einer Lichtskulptur ausgestattet, änderte sich das Bild deutlich: Der gleiche Ort wurde als einladender und attraktiver wahrgenommen, und das bei fast identischer Ausleuchtung. Dekorative Beleuchtung reduziert Unsicherheitsgefühle: Der Wert für subjektiv empfundene Gefährlichkeit des Ortes lag bei konventioneller Beleuchtung bei 2,37, während er mit dekorativer Beleuchtung auf 2,01 sank. Diese Werte belegen, dass dekorative Beleuchtung nicht nur optisch ansprechend ist, sondern auch die emotionale Wahrnehmung der Umgebung positiv beeinflusst. Städte mit gezielter Lichtgestaltung wirken freundlicher, lebendiger und fördern das soziale Miteinander, während weniger oder gar unbeleuchtete Areale eher gemieden werden.

Wie kann Illumination das subjektive Sicherheitsgefühl steigern?

Mathias Streicher: Die Studie zeigt deutlich, dass Licht eines der stärksten Mittel zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls im öffentlichen Raum ist. Im realen Feldexperiment im Innsbrucker Waltherpark wurde das empfundene Risiko für Überfälle bei Laternenbeleuchtung mit 4,08 von sieben Punkten angegeben. Mit einer Lichtskulptur von MK Illumination sank dieser Wert auf 3,75. Die Bewertung der Sicherheit stieg von 3,85 bei Laternenbeleuchtung auf 4,39 mit Lichtskulpturen – ein signifikanter Unterschied. Dekorativ beleuchtete Parks wurden auch als belebter empfunden – ein entscheidender Faktor, da eine belebte Umgebung das subjektive Sicherheitsgefühl erhöht. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass gezielte Beleuchtung nicht nur Angsträume entschärft, sondern auch dazu beiträgt, dass sich Menschen wohler fühlen und öffentliche Plätze stärker genutzt werden.

In der Weihnachtszeit funkeln die Städte. Doch wie wichtig ist Beleuchtung aufs ganze Jahr transportiert, und was können auch kleinere Kommunen tun?

Mathias Streicher: Weihnachtsbeleuchtung zeigt jedes Jahr, welche positive Wirkung Licht auf die Wahrnehmung einer Stadt haben kann – doch diese Effekte sind nicht nur auf die Adventszeit beschränkt. Städte, die ganzjährig auf intelligente Beleuchtungskonzepte setzen, profitieren von erhöhter Aufenthaltsqualität, stärkeren Besucherströmen und einem sichereren Stadtbild. In der Studie gab die Mehrzahl der Befragten an, dass die Weihnachtsbeleuchtung einer der Hauptattraktivitätsfaktoren für die Innenstadt ist. Dieser Effekt kann auch außerhalb der Weihnachtszeit genutzt werden, indem etwa Lichtskulpturen oder sanfte Inszenierungen als dauerhafte Installationen in Fußgängerzonen, Einkaufsstraßen oder Parkanlagen integriert werden.

Titina Probst: Gerade für kleinere Kommunen ist Licht ein effizientes Mittel zur Aufwertung öffentlicher Räume. Viele moderne Beleuchtungslösungen sind energieeffizient, zum Beispiel LEDs mit reduziertem Verbrauch, und lassen sich gezielt steuern, sodass nur in den Abendstunden oder an bestimmten Orten Licht­akzente gesetzt werden. Die Studie zeigt, dass eine attraktive und einladende Lichtgestaltung die Verweildauer in der Stadt erhöht und den Einzelhandel stärkt. Kommunen, die bewusst Licht einsetzen, profitieren von einem positiven Stadtimage, das sowohl Einheimische als auch Touristen anzieht. Licht ist weit mehr als nur Dekoration – es prägt das Stadtbild, steigert die Attraktivität und beeinflusst das Sicherheitsgefühl erheblich. Kleinere Kommunen können mit intelligenten, energieeffizienten Beleuchtungslösungen nicht nur ihre Aufenthaltsqualität steigern, sondern auch den lokalen Handel und Tourismus positiv beeinflussen.

Susanne Müller