Shopping-Dreiklang für Kiel

Kim Lautrup und Marie Claire Dorenz
Kim Lautrup und Marie Claire Dorenz © NPV / Carolin Ludwig

Interview
Optimismus

Susanne Müller

In Kiel ist die Entwicklung eines Shopping-, Gastro- und Freizeit-Dreiklangs geplant. Einbezogen sind das marode Shopping Center Nordlicht, das der dänische Investor NPV in Kooperation erst kürzlich erworben hat, der Anna-Pogwisch-Platz und das Jacobsen-Haus. Wie ist die Situation dort aktuell? Wir haben mit Kim Lautrup von NPV sowie mit Marie Claire Dorenz von Schwitzke & Partner gesprochen.

Wie weit sind die Planungen gediehen?

Kim Lautrup: Wir befinden uns im engen Dialog mit der Stadt, um die genannten Aspekte zu erörtern, während wir kollektiv darauf abzielen, die Anziehungskraft der Innenstadt zu steigern und somit das städtische Leben zu intensivieren. Insbesondere streben wir danach, das Nordlicht zu nutzen, um die Belebung der oberen Holstenstraße zu fördern.

Was soll mit den einzelnen Elementen geschehen?

Kim Lautrup: Unsere vorrangige Aufgabe für das Nordlicht besteht darin, die Leerstände im Erdgeschoss zu reduzieren. Wir sind zuversichtlich, in naher Zukunft neue Mieter bekanntgeben zu können. In Bezug auf die übrigen Etagen werden wir in den kommenden Monaten aktiv tätig sein. Hinsichtlich des Anna-Pogwisch-Platzes befinden wir uns bereits in Gesprächen mit der Stadt, was die weitere Planung und Belebung betrifft. Gleichzeitig planen wir eine Aufwertung des Jacobsenhauses, um dieses Objekt zu optimieren.

Marie Claire Dorenz: Wir von Schwitzke & Partner waren bereits während des Ankaufsprozesses involviert und haben ganz unterschiedliche Szenarien untersucht. Im Jacobsenhaus sehen wir neben neuen Mietpotenzialen im Einzelhandel auch noch die Möglichkeit der Nachverdichtung. Hier denken wir aber derzeitig eher an Büro als an eine Wohnnutzung. Die Stadt Kiel hat kürzlich 700 neue Wohnungen in der Innenstadt errichtet. Das Nordlicht muss zunächst grundsätzlich restrukturiert werden, sodass es wirtschaftlich nachvermietet werden kann. Dies bedeutet größere Eingriffe in Flächenzuschnitte, Struktur, Fassade und Haustechnik.

Beschränkt sich die Nutzung auf Shoppen und Gastronomie, oder sind auch Mixed-Use-Elemente wie Wohnen oder Co-Working eingeplant?

Kim Lautrup: Gegenwärtig sind keine Pläne für Wohnnutzung vorgesehen, jedoch können wir uns durchaus vorstellen, die oberen Etagen als Büroflächen zu nutzen. Dies reflektiert unsere Idee, eine multifunktionale und dynamische Umgebung zu schaffen, die den Bedürfnissen der Stadt und ihrer Bewohner gerecht wird.

Marie Claire Dorenz: Das Nordlicht muss, um wieder profitabel zu sein, zu einer Mixed-Use-Immobilie werden, mit Office, Leisure und Gastronomienutzungen. Retail funktioniert in den meisten Innenstädten nur noch auf maximal zwei Etagen. Das trifft auch auf das Nordlicht zu. Die Kunden fahren nicht mehr höher als bis ins erste Obergeschoss. Wir haben verschiedene Überlegungen angestellt, das Objekt wieder mit Leben zu füllen. Von Gastronomie über Gaming bis hin zu Padelplätzen auf dem Dach. Diese müssen jetzt plausibilisiert und miteinander zu einem schlüssigen Ganzen zusammengefügt werden.

Was soll sich für Anrainer, Kieler und Stadtbesucher verbessern – welchen Stellenwert haben die Maßnahmen für Kiel?

Kim Lautrup: Unsere Vision ist, die Innenstadt zu einem Anziehungspunkt für Besucher zu machen, indem wir ein reichhaltiges Angebot an Erlebnissen schaffen. Wir möchten etwas Einzigartiges bieten, das in den Randgebieten nicht erlebbar ist. Bei diesem Projekt in Kiel legen wir auch besonderes Augenmerk auf die jüngere Generation und streben danach, ihnen ein erweitertes Angebot zu bieten, das ihren Bedürfnissen gerecht wird.

Marie Claire Dorenz: Ziel sollte sein, dass die Entwicklung lokal auf Kiel und seine Bewohner zugeschnitten ist und zum Beispiel Kieler Händler, inhabergeführte Gastronomien und andere lokale Konzepte dort ihren Platz finden, statt Ketten.

Gibt es Eigenarten der Kieler oder regionale Besonderheiten, die ins Projekt einfließen sollen – sprich: Wie lokal wird das Quartier?

Kim Lautrup: In diesem Stadium ist es noch zu früh, um bereits konkrete Details zu nennen. Wichtig ist uns, mit diesem Projekt die Menschen in Kiel emotional zu bewegen und ein Gestaltungskonzept zu formen, das die Bedürfnisse und Präferenzen der Kieler anspricht.

Marie Claire Dorenz: Der lokale Aspekt ist ein entscheidender Baustein, um sich von anderen Fußgängerzonen abzuheben, und somit für den Erfolg der gesamten Entwicklung.

Wie ergibt sich daraus ein harmonisches Ganzes?

Kim Lautrup: Wir betrachten uns nicht als einzelnes Areal, sondern vielmehr als integrales Glied des gesamten innerstädtischen Gefüges. Über die vergangenen Jahre hinweg hat die Stadt eine Reihe von Initiativen ergriffen, die den Entwicklungsprozess prägen. Nun ist der Moment gekommen, da wir als Immobilieneigentümer unseren eigenen Beitrag in dieses harmonische Zusammenspiel einbringen möchten.

Marie Claire Dorenz: Genau. Spannend werden die Flächen und Immobilien vor allem im Zusammenspiel. Wenn man die Objekte insgesamt betrachtet und neu entwickelt, wird dies zu einer wirklichen Aufwertung und Belebung der oberen Holstenstraße führen. Dies ist unser Ziel für Kiel. Die Stadt Kiel befindet sich seit einigen Jahren in einem umfangreichen Transformationsprozess, auch für die Obere Holstenstraße. Es sollen beispielsweise Sitzplätze ohne Konsumpflicht bereitgestellt und versiegelte Flächen zurückgebaut werden. Das Holstenfleet bietet inzwischen echte Aufenthaltsqualität am Wasser und gleichzeitig in der Innenstadt. Und wir wollen dieses Flair nun auch inhaltlich bis zur oberen Holstenstraße fortsetzen.

Welche Schritte stehen als nächste an?

Kim Lautrup: Wir werden die Mietverträge für das Erdgeschoss abschließen und mit der Umgestaltung beginnen. Innerhalb der kommenden sechs bis zwölf Monate gehen wir an die konkrete Planung für die restlichen Stockwerke. Ich bin zuversichtlich, dass wir viele spannende Mieter für dieses Projekt gewinnen werden, die mit uns gemeinsam die wegweisende Entwicklung des Nordlichts gestalten möchten.

Marie Claire Dorenz: Es gibt viel zu tun. Wir haben ebenfalls Vorschläge für Mieter oder Konzepte gemacht. Diese gilt es jetzt zu verifizieren und miteinander in Einklang zu bringen.

Welche Partner sind im Boot?

Kim Lautrup: Maßgebliche ist die PPF Immobilien Management GmbH, die dieses Projekt koordiniert und eine hervorragende Arbeit leistet. Des Weiteren kooperieren wir bei verschiedenen Projekten mit Frau Dorenz und ihrem Team von Schwitzke & Partner. Zudem haben wir mit der Firma pbp GmbH ein professionelles Ingenieurbüro, das uns in der Revitalisierung von Bestandsbauten bereits mehrfach begleitet hat. Mit dem Architekturbüro Schnittger & Partner haben wir zusätzlich einen starken regionalen Partner, der intensive Erfahrungen in der Entwicklung der Kieler Innenstadt mitbringt und uns bei der Entwicklung des Jacobsen- Hauses unterstützt.

Hat das Projekt schon einen Namen, oder werden Sie die Bevölkerung mit einbeziehen?

Kim Lautrup: Der passende Name für unser Projekt ist noch nicht gefunden. In Bezug darauf, ob wir die Bevölkerung in die Namensfindung einbeziehen werden, bin ich noch unentschlossen. Dennoch liegt es uns am Herzen, mit der Gemeinschaft über Ideen zur Entwicklung der oberen Holstenstraße in einen Dialog zu treten.

Lässt sich schon etwas über den Zeitrahmen und die Höhe der Investitionen sagen?

Kim Lautrup: Unsere Vorstellung sieht vor, innerhalb der kommenden zwölf Monate einen detaillierten Plan für das Nordlicht zu erarbeiten. Es ist zu diesem Zeitpunkt noch zu früh, um genaue Angaben zur Investitionssumme zu machen, aber allein für das Nordlicht werden wir einen bedeutenden achtstelligen Betrag investieren.

Susanne Müller