Vielfältig, elastisch und lebendig

Jede Stadt erzeugt ein bestimmtes Gefühl bei den Menschen, die dort leben, Handel betreiben oder zu Besuch kommen. Wie diese Identität aufgebaut und gestärkt werden kann, wurde von Wissenschaftlern und Handelsexperten kürzlich in Heilbronn diskutiert 

Die Mehrheit der Bürger in Deutschland wünscht sich eine flexiblere Innenstadt – laut einer Studie des Fraunhofer IAO von 2021 sprechen sich 72 Prozent der Befragten für eine Veränderung aus. Wie die Zentren in Zukunft aktiver gestaltet werden können, welche Geschichte einen Ort unverwechselbar macht und welche Daten dafür relevant sind, wurde beim Frequencity Kongress am 26. und 27. April 2022 in Heilbronn erörtert.

Vielfältig, elastisch und lebendig soll sie sein, die Innenstadt der Zukunft, dabei ihre Gesellschaft widerspiegeln und auf gut vernetzte Strukturen setzen. Die Anforderungen an die Zentren hätten in den vergangenen Jahren enorm zugenommen, darin waren sich Experten wie Teilnehmer einig: Gefragt seien kurze (Einkaufs-)Wege, Online-Informationen vorab, eine vielfältige Hotel- und Gastronomie-Szene oder auch bewegliche Immobilienlösungen. Die Menschen hätten nach Corona wieder mehr Sehnsucht nach Land und Natur, sagte  Zukunftsforscher Matthias Horx. Davon könnten urbane Dörfer oder fortschrittliche Regionen profitieren und als Orte sozialer Verbindungen auf aktive Heimkehrer, kreative Behörden und mutige Projekte setzen. Dass es dabei auf Geschwindigkeit, die Unterstützung von Innovationspionieren und die Kooperation aller Beteiligten – von Immobilien­eigentümern über den Handel bis hin zu Kultur- und Bildungseinrichtungen – ankomme, stellte Prof. Dr. Thomas Krüger von der HCU Hamburg fest. Mit der Transformation des urbanen Raums, den Möglichkeiten elastischer und flexibler Städte sowie der Optimierung von Prozessen durch intelligente Verknüpfung aller vorhandenen Daten beschäftigte sich dann auch Prof. Dr. Oliver Riedel vom Fraunhofer IAO Stuttgart.

Zur Frequenz in einer Stadt können alle beitragen

»Think outside the box«, das war die Botschaft von Prof. Dr. Stephan Rüschen, DHBW Heilbronn, der die zukünftige Rolle des Handels in der Innenstadt beleuchtete und herausstellte, dass die dortige Frequenz alle angehe. Welche Antworten Hotellerie und Gastronomie auf aktuelle Herausforderungen wie steigende Kosten/Mieten sowie zunehmenden Wettbewerb finden könnten, analysierte Prof. Dr. Christian Buer von der Hochschule Heilbronn. Die Krise habe gezeigt, wie wichtig eine bunte und wirtschaftlich starke Gastronomie-, Hotellerie- und Event-Szene für die Innenstadtentwicklung sei. Prof. Dr. Miriam Bird, TUM Campus Heilbronn, erläuterte die Potenziale für Unternehmen und wie diese genutzt werden könnten. Der Aufbau einer Gründer­szene insgesamt spielte dabei ebenso eine Rolle wie das Ecosystem in Heilbronn. Warum sich Rathäuser in Adventskalender verwandelten, wie ein Platz Geschichte mache und sich eine Stadt inszenieren könne, beschrieb Dr. Christian Mikunda aus Wien, in seinem Vortrag zu dramaturgischen Kunstgriffen und der Strahlkraft einer Stadt.

Die Kombination aus wissenschaftlicher Betrachtung und Wissenstransfer, aus exklusiven Einblicken am ersten und konkreten Handlungsempfehlungen am zweiten Kongresstag kam an. Die Workshops waren nahezu ausgebucht, die Moderatoren freuten sich über lebhafte, konstruktive Diskussionen und die Teilnehmer konnten gemeinsam an handfesten Lösungen arbeiten, um ihre (Innen-)Städte in Zukunft attraktiver zu gestalten.

Die Hybrid-Veranstaltung wurde ausgerichtet von der Stadt Heilbronn in Kooperation mit dem Verein Wissensstadt und von der Dieter Schwarz Stiftung gefördert. Mehr als 200 Bürgermeister, Stadtentwickler, Händler und Interessierte der Immobilienwirtschaft, von Verbänden und Hochschulen folgten dem Event in Präsenz, rund 90 waren per Livestream online dabei.

Ein Beitrag der
Wissensstadt Heilbronn e.V.